Serie "Meine WM"
1 Arne Friedrich 2 Erich Beer 3 Mäcki Lauck 4 Marko Rehmer 5 Bernd Patzke 6 Niko Kovac
Berliner WM-Helden
Die Berliner Morgenpost porträtiert sechs Berliner Fußballspieler, die bereits bei einer WM gespielt haben.
Arne Friedrich
Arne Friedrich -
Das war "wie im Paradies"

Arne Friedrich - damals Hertha BSC - gehörte 2006 und 2010 zum Kader der Nationalmannschaft. Er denkt heute noch gerne an die Zeit zurück. Die jetzige WM werde für ihn deshalb "emotional sicher noch mal schwierig". Immerhin: Er darf in Brasilien dabei sein.

Brasilien fehlt Arne Friedrich noch auf seiner Liste - obwohl er schon viel herumgekommen ist. Für Deutschland stand der damalige Herthaner bei zwei Weltmeisterschaften in der Nationalelf: 2006 in Deutschland als Außenverteidiger, 2010 in Südafrika als Innenverteidiger, wo er sogar sein erstes Tor in einem Länderspiel schoss. Theoretisch hätte der 35-Jährige auch in diesem Jahr dabei sein können, wenn die Bandscheiben nicht aufgegeben hätten. Karriereende mit 34. "Die WM wird jetzt emotional sicher noch mal schwierig, aber wenn das vorbei ist, habe ich komplett damit abgeschlossen", sagt er. Dabei sein wird er trotzdem: Für den TV-Sender NowSports ist er als Experte dicht an der Nationalmannschaft.


An die Weltmeisterschaften hat er fast nur gute Erinnerungen, langweilig war ihm nie. Inzwischen lebt er wieder in Berlin und ist Mitglied bei Hertha. "Ich lebe hier, liebe die Stadt, ich möchte weiter Herthaner bleiben."


Hier lesen Sie das vollständige Porträt: Arne Friedrich - Bei der Nationalelf ist es wie im Paradies

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Erich Beer
Erich Beer -
Die "Schmach von Cordoba"

Erich Beer war 1978 bei der WM in Argentinien als Spieler von Hertha BSC in der Nationalelf. Die Stimmung war schlecht in der Mannschaft - und mündete in Cordoba schließlich in einem Desaster, das er bis heute nicht vergessen kann.

1978 war Argentinien der falsche Ort für eine WM. Dort regierte eine Militär-Junta, der Zehntausende zum Oper fielen. Die deutsche Nationalmannschaft sollte sogar entführt werden, erzählt Beer. "Mir war es immer mulmig." Und die Spiele? "Wir haben nur zwei gute Spiele gemacht, der Rest war nicht doll." Die Hierarchie habe einfach nicht gestimmt, jeder "wollte für sich spielen." Offenbar fehlte Franz Beckenbauer, "da hätte keiner aufgemuckt", so Beer. Dabei sollte für Beer die WM die Krönung seiner Laufbahn werden.


Nach durchwachsenen Gruppenspielen ging es in die Endrunde. Gegen die Niederlande verspielten die Deutschen das Finale, Platz 3 wäre noch drin gewesen, ein Unentschieden gegen Österreich hätte gereicht. Formsache. Zur Halbzeit führten die Deutschen 1:0, dann musste Beer vom Platz. Danach lief alles schief. Eigentor Berti Vogts, zwei Treffer von Hans Krankl. Österreich gewinnt 3:2. Für Beer war es das letzte Länderspiel. "So aufzuhören ist nicht schön", sagt er. Bis heute konnte Beer, der immer noch Hertha-Mitglied ist, seinen Frieden nicht mit der Schmach von Cordoba machen. "Ich sage zu meiner Entschuldigung, dass ich nur die erste Halbzeit gespielt habe, und da haben wir geführt."


Hier lesen Sie das vollständige Porträt: Erich Beer - "Ich entschuldige mich noch heute"

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Reinhard Lauck
Reinhard Lauck -
Tragödie eines großen Fußballers

Reinhard Lauck - genannt "Mäcki" - war ein ganz großer im Fußball der DDR. Er stand bei der WM 1974 auf dem Platz, als die DDR gegen die BRD spielte. Fußball war sein Leben - als er den nicht mehr hatte, ging es mit ihm bergab. Er starb 1997, allein und unbekannt. Sein Grab ist in Berlin.

Reinhard Lauck war in der DDR kein Unbekannter - im Gegenteil. Doch heute erinnern sich nur noch wenige an ihn. 40-mal stand er für die Nationalmannschaft auf dem Platz. Am 22. Juni 1974 spielte er mit, als die DDR bei ihrer einzigen WM-Teilnahme in Hamburg auf den Kader der BRD traf. Die Partie ist Legende, denn Jürgen Sparwasser schoss das 1:0 für die DDR, beteiligt daran war laut Legende Lauck - was aber nicht stimmt. "Jute Truppe sind wir jewesen", sagte Lauck 1994. "Bloß der Sparwasser stellte sich so hin. Der hat von dem Tor noch fünf Jahre jelebt."


Sein größter Erfolg war jedoch die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976. Lauck, der einst beim 1. FC Union gespielt und später zum BFC Dynamo gewechselt war, wurde dort noch zweimal Meister, 1979 und 1980. Dann kam das Aus - die Knie wollten nicht mehr. Nach der Wende schlug er sich als Kohlenträger durch. Dann ging es bergab. Lauck verfiel dem Alkohol. Sein Leben endete im Herbst 1997 auf der Straße, wo er mit schweren Kopfverletzungen gefunden wurde. Am 22. Oktober 1997 starb er - als fast Unbekannter.


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Marco Rehmer
Marko Rehmer -
Verletzt zur falschen Zeit

Herthaner Marko Rehmer hatte Pech - vor und während der WM 2002 in Japan und Südkorea. Im März 2002 wurde er gefoult, sein Sprunggelenk ging regelrecht zu Bruch. Danach Reha, Reha, Reha. Trotzdem fuhr er mit - stand aber nur 45 Minuten auf dem Platz.

Ein Tag im März verdarb Marco Rehmer die WM. Beim Bundesligaspiel des 1. FC Köln gegen Hertha wurde er gefoult, sein Sprunggelenk brach. Dabei war er schon für die Nationalmannschaft gesetzt. Danach setzte er alles daran, rechtzeitig wieder gesund zu werden. 14 Stunden Reha am Tag. Und selbst, als er mit dem DFB-Team nach Japan aufbrach, war er erst zu 70 bis 80 Prozent wieder fit. Doch Rudi Völler gab Marco Rehmer nicht auf. Schließlich war er auf dem Platz, im Achtelfinale gegen Paraguay. Nach 45 Minuten war jedoch Schluss. "In der Pause kam Rudi gleich an, weil er gesehen hat, dass ich immer einen Tick brauche. Ich war nicht voll da", so Rehmer. Es war sein WM-Aus. Dennoch: Die Mannschaft, auf die keiner gesetzt hatte, schaffte es ins Finale, wurde gegen Brasilien Vize-Weltmeister.


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Bernd Patzke
Bernd Patzke -
Erst Fußball, dann Stierkampf

Eigentlich wollte Bernd Patzke Pilot werden. Doch er wurde Fußballer. Der Berliner spielte 1970 mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Mexiko. Das Aus kam im Halbfinale gegen Italien. Die Partie gilt seither als Jahrhundertspiel.

1970, Mexiko. 2300 Meter Höhe und mörderische Hitze. Trotzdem wurde bei der WM natürlich Fußball gespielt. Die meisten Spiele fanden mittags statt, denn danach wurden die Stadien für Stierkämpfe genutzt. Den Spielern wurde häufiger im Training und bei den Partien schwarz vor Augen. Es half aber nichts. "Wenn Du dann den Uwe Seeler marschieren siehst, der sieben Jahre älter ist, da kannst du nicht sagen, du bist kaputt. Da musstest du oft deinen Schweinehund überwinden", erinnert sich Patzke heute, 44 Jahre später. Der Swimming Pool war auch keine Erlösung, das Wasser hatte 40 Grad. Dafür gab es ab und zu einen Whisky - wegen der Durchfallgefahr. Dennoch spielte die Mannschaft und schaffte es bis ins Halbfinale, wo sie sich gegen Italien eine Jahrhundertspiel lieferte. Patzke, der als erster Profi von Hertha an einer WM teilgenommen hatte, blieb aber nur bis 1971 Fußballspieler. Dann kam der Bundesliga-Skandal, und Patzke wurde gesperrt. Danach reiste er durch die Welt - als Trainer. Heute lebt er in München. Mit Hertha verbindet ihn nicht mehr viel, aber: "Mit dem Herzen bin ich als Berliner trotzdem dabei."


Hier lesen Sie das vollständige Porträt: "Bernd Patzke - Zuerst Fußball, danach Stierkampf"

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Niko Kovac
Niko Kovac -
der Kroate aus Berlin will hoch hinaus

Für den Kroaten Niko Kovac war die WM 2006 in Deutschland etwas ganz Besonderes. Denn er durfte in seiner Heimatstadt Berlin spielen - aber für sein Heimatland Kroatien. Jetzt ist er Trainer und will mit der kroatischen Nationalmannschaft unbedingt ins Achtelfinale. Mindestens.

Kroatien ist bei der Weltmeisterschaft 2014 gleich zuerst dran - gegen Brasilien. Für Niko Kovac, einst Spieler bei Hertha, ist das nur gut, denn Brasilien steht gewaltig unter Druck. Jedenfalls will Kovac es als Trainer der kroatischen Nationalmannschaft besser machen als seine Vorgänger. 2002 und 2006 schieden die Kroaten in der Gruppenphase aus, 2010 waren sie erst gar nicht dabei.


"Eigentlich", sagt Kovac, "habe ich persönlich es eher lieber gemocht, als Spieler einwirken zu können." Doch vielleicht kann er jetzt mehr bewirken. Denn in Kovac steckt das Deutsche - Ordnung, Gründlichkeit, Disziplin, Organisation - das will er auch den Spielern vermitteln. Diese große Enttäuschung der WM 2006, als er vor seiner ganzen Familie in seiner Heimatstadt Berlin für sein Heimatland Kroatien spielte, aber kein einziges Spiel in der Gruppenphase gewinnen konnte, will er nicht noch einmal erleben. Dieses Mal muss es weitergehen. "Wir wollen das unbedingt", sagt er.


Inzwischen lebt Kovac in Salzburg, in Berlin ist er nur noch selten und hat auch keinen Kontakt mehr zu Hertha, wo er immerhin acht Jahre spielte. Aber gefreut hat er sich, dass Hertha in der Bundesliga geblieben ist.


Hier lesen Sie das vollständige Porträt: Nico Kovac: Ein Kroate aus Berlin will viel erreichen.

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Berliner Morgenpost, 2014
  • Fotos: Reto Klar, Texte: Marcel Stein, Sebastian Fiebrig
  • Produktion: Moritz Klack/Alexander Uhl