Exklusiv: Claudia Pechstein über Olympia
1 Start 2 1992 3 1994 4 1998 5 2002 6 2006 7 2010 8 2014 9 Hintergrund
Claudia Pechstein
Foto: Hannibal Hanschke/dpa
„Ich hole mir die gestohlenen Spiele zurück“

Die Berliner Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ist Deutschlands erfolgreichste Wintersportlerin. Fünf Mal holte sie olympisches Gold. Bei den letzten Winterspielen in Vancouver durfte sie nicht dabei sein. Nun kehrt die Berlinerin zurück auf olympisches Eis. Hier schreibt sie über ihre wichtigsten Olympia-Momente ihre Erwartungen an Sotschi.

Pechstein - 1992
Foto: Ralf Hirschberger/dpa
Albertville 1992 - Bronze über 5000 Meter

„Dabei sein ist alles“, lautet das Motto der Olympischen Spiele. Das galt auch für mich, als ich mich auf den letzten Drücker für Albertville qualifiziert hatte. Kein einziges Mal war mir zuvor bei einem Weltcuprennen über die 5000 Meter der Sprung auf das Treppchen gelungen. Und doch sollte gleich nach meinem ersten Olympiarennen überhaupt eine Medaille um meinen Hals baumeln.

Ich war damals noch ein echtes Eisschnelllauf-Küken, fünf Tage vor meinem 20. Geburtstag machte ich mir mit Bronze selbst das schönste Geschenk.

Für mich war das alles nur schwer zu begreifen. Ich hatte das Gefühl, ich könnte schweben vor Glück. Wenn da nicht unmittelbar vor der Siegerehrung dieses kleine Problem gewesen wäre: Ich hatte nicht das Richtige zum Anziehen dabei. Helmar Gröbel, damals unser Cheftrainer, stand in der Umkleidekabine vor mir und schüttelte den Kopf. „Ist das denn mit euch Frauen immer das Gleiche? Wir gehen doch nicht tanzen“, witzelte er.

Leider hatte er nicht begriffen, wo mein Problem lag. Kurze Zeit später wurde es für jeden offensichtlich. Auf dem Siegerpodest standen drei Deutsche nebeneinander, und es fiel deutlich auf, dass eine von den Dreien anders aussah als die anderen beiden.

Gunda Niemann als Siegerin und die Zweitplatzierte Heike Warnicke strahlten in den goldfarbenen Jacken, die wir zu Beginn der Spiele bei der Einkleidung bekommen hatten, um bei den Siegerehrungen zusätzlich glänzen zu können.

Als ich im olympischen Dorf vor dem Rennen meine Tasche gepackt hatte, war mir als Debütantin nicht eine Sekunde lang der Gedanke gekommen, dass ich meine Medaillengewinnerjacke nach den 5000 Metern brauchen könnte. Und so wurde nicht nur aus Goldjacken vom Siegerpodest gelacht und gewunken, sondern auch aus einer türkisfarbenen, die nur zu unserer Alltagskleidung gehörte. Doch das war mir völlig wurscht, als ich meine erste olympische Medaille anfassen und küssen konnte.

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Pechstein - 1994
Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Lillehammer 1994 - Gold über 5.000 Meter

Wenn die Flamme brennt und die Flagge mit den Ringen gehisst ist, ticken meine Uhren anders. Das habe ich der Eisschnelllauf-Welt und mir selbst erstmals an meinem 22. Geburtstag, am 22. Februar 1994 bewiesen. Drei Tage vor meinem Start über 5000 Meter drückte mir Trainer, wie ich meinen langjährigen Erfolgscoach Joachim Franke bis heute noch kurz und prägnant nenne, einen Zettel in die Hand.

„Wenn du 7:22,22 Minuten läufst, dann hast du die Chance auf eine großartige Platzierung“, hatte er darauf notiert. Die Zeit lag zwölf Sekunden unter meiner damaligen Bestzeit. Mein Vertrauen in Trainer und seine Arbeit war zwar schon damals riesengroß, da er mich vom Beginn unserer Zusammenarbeit im April 1991 innerhalb von nur zehn Monaten von einem abgeschriebenen Talent zur olympischen Bronzemedaillengewinnerin geformt hatte. Doch alles hat seine Grenzen.

Sicher: Ich konnte die 5000 locker angehen, ich hatte bereits über 3000 Meter erneut Bronze geholt. Doch die Zeit auf dem Zettel schien mir nicht von dieser Welt. Später hat Trainer dieses Motivationsspielchen mit dem Zettel noch ein ums andere Mal wiederholt. Oft mit Erfolg. Doch nie wieder lag er so deutlich daneben wie am 25. Februar 1994. 7:14,37! Ich konnte nicht glauben, was auf der Anzeigetafel stand.

Natürlich konnte ich da noch nicht wissen, dass selbst die große Favoritin Gunda Niemann diese Zeit nicht mehr würde schlagen können. Doch auch ohne die Gewissheit, erstmals Olympiasiegerin geworden zu sein, war ich ob dieser Zeit total verdattert. Völlig entkräftet setzte ich mich vor Schreck auf den Hosenboden und rutschte hinter der Ziellinie auf meinem Allerwertesten über die Bahn und holte dabei auch noch Trainer von den Beinen.

Als ich auf ihn zu fegte, konnte er nicht mehr ausweichen. Jetzt saßen wir uns beide auf dem Eisoval gegenüber, strahlten und lachten wie kleine Kinder um die Wette. Er packte mein Gesicht mit beiden Händen, drückte mir links und rechts ein Küsschen auf die Wange und gratulierte mir auf seine Art: „Entschuldigung, dass ich dich so unterschätzt habe.“

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Pechstein - 1998
Foto: Ralf Hirschberger/dpa
Nagano 1998 - Gold über 5000 Meter

Es gibt Rennen, die sind für die Ewigkeit. Packend, dramatisch, einfach unvergesslich. In Nagano durfte ich Teil des wohl spektakulärsten und spannendsten 5000-Meter-Showdowns der Olympiahistorie sein.

Gunda Niemann musste vorlegen, und erstmals blieb die Uhr unter der magischen Grenze von 7:00 Minuten stehen. 6:59,65! Wieder war Olympia – und wieder stand da eine Zeit, die fern meiner Vorstellungskraft lag. Diesmal auf der Anzeigetafel und nicht auf Trainers Zettel.

„Wir laufen jetzt auf Silber“, sagte Joachim Franke schnell noch vor dem Start. Trainers Notizbuch, das er während wichtiger Rennen mit sich trug, um die Zwischenzeiten der Führenden parat zu haben, wenn wir auf Sieg laufen wollten, hatte er längst zugeklappt.

Doch einmal mehr kam alles anders: Der Start war perfekt, das Eis super, ich legte eine blitzsaubere erste Runde hin. Der Rhythmus stimmte, ich spürte förmlich, dass ich schnell unterwegs war. Sehr schnell sogar. „Du liegst auf Gundas Zeit“, rief mir Trainer aufgeregt zu, als ich nach meiner 2600-Meter-Zwischenzeit auf der so genannten Wechselgeraden an ihm vorbei lief. Am liebsten hätte er sein Buch wieder aufgeklappt, längst ging es um jede Hundertstel.

6:59,61, Gold und Weltrekord!

Um solch einen Moment zu beschreiben, müssten neue Begriffe erfunden werden. Für die Mischung aus totaler körperlicher Erschöpfung und purem Glück gibt es noch keine Wortschöpfung. Niemand sollte sich zu Hause vor dem Fernseher sitzend wundern, wenn er auch heutzutage nach großen sportlichen Erfolgen von den siegreichen Athleten immer wieder Folgendes zu hören bekommt: „Mir fehlen die Worte, dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich.“ So ist es eben.

Und 1998 in Nagano war das nicht anders. Vier Hundertstel war ich am Ende schneller als Gunda. In Zentimeter ausgedrückt waren das 47. Und Trainer blieb nur die Erkenntnis: „Es gibt wohl weltweit keine zweite Athletin wie Claudia Pechstein, die an besonderen Tagen eine solch enorme Fähigkeit hat, sich zu steigern!“

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Pechstein - 2002
Foto: Gero Breloer/dpa
Salt Lake City 2002 - Doppel-Gold

„Hier, nimm diesen Rucksack mal mit in die Halle“, bat ich unseren Physiotherapeuten Thorsten Strauss um einen Gefallen. „Es könnte sein, dass ich ihn brauche.“ Es sprach für ihn, dass er keine großen Fragen stellte. So musste ich ihm nicht erklären, dass da eine Perücke in unseren Landesfarben drin war, mit der ich meinen Sieg über 5000 Meter feiern wollte.

Dass es dazu kommen würde, daran hatte ich so gut wie keinen Zweifel. Bereits über 3000 Meter hatte ich Gold gewonnen. Mit Weltrekord. Jetzt war mir auch vor dem goldenen Olympia-Hattrick über meine Spezialdistanz nicht bange. Im Gegenteil: An meinem 30. Geburtstag, einen Tag vor der 5000-Meter-Entscheidung, ließ ich mich sogar dazu hinreißen, während eines TV-Auftrittes anzukündigen, dass ich morgen zeigen werde, „wo der Hammer hängt“. Im Training lief es wie am Schnürchen. Ich fühlte mich topfit. Was also sollte schiefgehen?

Und richtig: Nichts. Wieder Gold. Wieder mit Weltrekord.

„Jetzt brauche ich ihn tatsächlich, kannst du ihn mir bitte holen?“ Unser Physio nickte, flitzte kurz in die Kabine und drückte mir den Rucksack in die Hand. Kurz darauf war ich bereit zur Jubelrunde im Deutschland-Look. Mit nun vier Goldmedaillen war ich zu Deutschlands erfolgreichster Winterolympionikin aufgestiegen. Und als solche feierte ich meinen Triumph mit einer schwarz-rot-goldenen Perücke.

Diesen Plan hatte mein Manager Ralf Grengel gemeinsam mit meinem Friseur Oliver Strehl im Vorfeld der Spiele ausgeheckt. Ich war anfangs nicht begeistert, hatte die Haarpracht sogar absichtlich zu Hause „vergessen“. Ich hielt es für ein schlechtes Omen, schon aufs Feiern vorbereitet zu sein, ohne auch nur einen Meter bei Olympia gelaufen zu sein.

Nach dem ersten Gold beichtete ich dies. Ralf schickte sie per Kurier hinterher und ich drehte tatsächlich noch meine Ehrenrunde damit. Die Fotomotive von mir und der haarigen Dreifarbenkreation waren wohl die meistgedruckten Bilder von Olympia. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass diese Kunsthaarpracht schon bald den Weg ins „Haus der deutschen Geschichte“ finden und mir kurz darauf nebenbei einen meiner lukrativsten Werbeverträge bescheren würde.

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Pechstein - 2006
Foto: picture-alliance/augenklick/sa
Turin 2006 - Team-Gold und Silber über 5000 Meter

„Claudia, wir müssen auf einige Trainingseinheiten in der Eishalle verzichten oder sie verkürzen.“ Dass ich eine solche Aussage von meinem Trainer einmal während Olympia zu hören bekommen würde, lag fern meiner Vorstellungskraft. „Stattdessen musst du dein Pensum auf dem Ergometer erhöhen“, fügte er an. Das war zwar nicht optimal, aber wohl die einzig vernünftige Entscheidung, nachdem sich Teile meines Körpers während des 3000-Meter-Rennens unnormal verfärbt hatten.

Nichts hatte im Vorfeld dagegen gesprochen, meine olympische Medaillenjagd fortzusetzen. Zumindest, bis die Handwerker in der Olympiahalle vor dem Beginn der Wettkämpfe noch einmal Hand anlegten. Es sollte eine reine Verschönerungsarbeit werden, als sie den 1,50 Meter breiten Betonstreifen zwischen Eisbahn und Innenraum mit einem blauen Teppich verdeckten und dabei verklebten.

Mit einem Klebstoff, der sich als pures Gift für meine anfälligen Bronchien erwies. Die Chemikalie bahnte sich während des ersten Rennens beißend ihren Weg in meine Atemwege. Im Training hatte ich zwar schon einen Reizhusten verspürt, aber ich konnte nicht ahnen, dass die Wirkung des stinkenden Klebstoffs umso stärker würde, desto härter meine körperliche Anstrengung wurde. Der Lauf war eine einzige Qual. Mich überkam das Gefühl, husten zu müssen, die Sauerstoffzufuhr war völlig unzureichend, meine Beine und Hände liefen bläulich an. Deshalb war Trainers Anordnung, die Halle wann immer möglich zu meiden, das einzig Sinnvolle.

Zudem lief ich ab sofort bei den wenigen Eiszeiten im Training mit einem Schal vor dem Mund, um mich zu schützen. Ich reduzierte dazu nicht nur meine Trainingszeiten in der Halle, sondern auch mein Wettkampfpensum. Die 1500 Meter und das Auftaktrennen im erstmals bei Olympia ausgetragenen Team-Wettbewerb wurden gestrichen. Der Plan ging auf. Durch die Schonung der Atemwege konnte ich mich in den verbliebenen Wettkämpfen durchbeißen. Mit Gold im Team und Silber über 5000 Meter dominierten am Ende der Spiele doch noch andere Farben als blau.

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Pechstein - 2010
Foto: Carsten Koall/Getty Images
Vancouver 2010 - "Die gestohlenen Spiele"

Als das olympische Feuer am 12. Februar 2010 entzündet wurde, saße ich zu Hause vor dem Fernseher. Enttäuschung, Wut und körperlicher Schmerz beherrschten mich bei dem Gedanken, dass ich jetzt eigentlich in Vancouver durchs Stadion marschieren und nicht in Diensdorf vor der Glotze hocken müsste. In meiner Verzweiflung, meine sechsten Spiele durch eine Unrechtssperre verpasst zu haben, griff ich nach dem letzten Strohhalm.

Da Spezialisten der Hämatologie bei mir eine von meinem Vater vererbte Blutanomalie als Grund für meine schwankenden Retikulozytenwerte entdeckt haben, ließ ich durch meinen Anwalt Christian Krähe vor Ort einen Eilantrag an das Ad-hoc-Gericht des CAS stellen. Moralisch gestützt durch eine Umfrage, nach der mich mehr als zwei Drittel der deutschen Bevölkerung gern am Start sehen würden. Um erst gar nicht in die Verlegenheit zu kommen, die neuen Beweise würdigen zu müssen, wurde mein Antrag ohne Anhörung abgeschmettert.

Ich hatte zwar nichts anderes erwartet, dennoch fühlte ich mich leer und ausgebrannt, als ich Gewissheit hatte. Von mir selbst überrascht, so masochistisch veranlagt zu sein, schaute ich mir fast täglich die Liveübertragungen an. Ich freute mich über das Doppelgold von Maria Riesch und Magdalena Neuner. Ich staunte über Neuners Staffelverzicht, der sie womöglich ihr drittes Gold gekostet hat. Olympiasiege sind für uns Wintersportler das Größte. Ich bin mir sicher, dass Neuner diese Entscheidung später einmal bereuen wird.

Während der Eisschnelllauf-Entscheidungen litt ich vor allem mit Daniela Anschütz. Über 3000 und 5000 Meter schrammte „Schützi“ zweimal knapp an Bronze vorbei. Als es im Team für sie zum zweiten Gold nach 2006 reichte, konnte ich mich von Herzen für sie mitfreuen. „Hallo Schützi!“, begann ich meine Glückwunschmail, die ich ihr noch in der Nacht nach Vancouver sendete. „Gratu, endlich hast Du Dir die Medaille von Vancouver geholt! Nachdem es leider immer sehr knapp zum Podium war, hast Du jetzt deine zweite olympische Goldmedaille! Genieße es und feier schön! Viele Grüße von Claudi, die sehr gern dabei gewesen wäre.“

Als ich diese Zeilen tippte, wurde mir endgültig klar, dass ich so nicht abtreten kann. Ich werde mir die gestohlenen Spiele von Vancouver vier Jahre später zurückholen!

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Pechstein - 2014
Foto: Hannibal Hanschke/dpa
Sotschi 2014 - Wieder dabei

Seit ich 1992 das erste Mal an Olympischen Spielen teilgenommen habe, denke ich in einer eigenen Zeitrechnung. Und zwar in Olympiaden. Sprich in jenen Zeiträumen, die zwischen zwei Olympischen Spielen liegen. Die nun mit der Eröffnungsfeier in Sotschi endende Olympiade ist die extremste meines Lebens gewesen.

Das Ende meiner Ehe mit Markus Bucklitsch. Bestätigung des CAS-Urteils durch das Schweizer Bundesgericht. Neues Liebesglück mit Matthias Große. Medizinische Diagnose meiner vom Vater vererbten Blutanomalie. Sportliches Comeback in Erfurt. Die Angst vor dem Scheitern. Die glanzvolle Rückkehr auf die Eisbahnen. Sechs EM- und WM-Medaillen zwischen 2011 und 2013. Die Schadensersatzklage gegen die Verbände ISU und DESG wegen der Unrechtssperre. Der Fokus auf die Olympiaqualifikation. Und nun der Traum von der zehnten olympischen Medaille in Sotschi.

Das ist im Zeitraffer das Wichtigste, was ich in den vergangenen vier Jahren erlebt habe. Dazu kommt der ganze normale Wahnsinn, den jeder aus seinem Alltagsleben kennt. Manchmal staune ich selbst, was ich in dieser Olympiade alles untergebracht habe. Fast scheint es mir so, als wäre sie aufregender gewesen als alle anderen zusammen.

Jetzt heißt es aber, die Gedanken an diese nervenaufreibende Zeit zu verdrängen und sich ganz auf Sotschi zu konzentrieren. An sich ist es schon ein Traum, dass ich es tatsächlich geschafft habe, mir die gestohlenen Spiele von Vancouver zurückzuholen. Aber ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich jetzt auch gerne mit etwas zurückkommen möchte, was um meinen Hals baumelt. Ich habe alle Farben im Schrank. Alles was jetzt noch kommt, wäre Zugabe und wie Platin für mich.

Ich habe mich gewissenhafter vorbereitet denn je. Erstmals habe ich nicht nur an meiner bestmöglichen körperlichen Verfassung, sondern auch intensiv an meinem Schlittschuhmaterial gearbeitet. Dank meines Partners F&F Lasertechnik werden meine Kufen nun nicht mehr per Hand geschliffen. Das Holsteiner Unternehmen hat nach unzähligen Tests auf dem Eis eine Maschine gebaut, die die Kufen perfekt präpariert, inklusive Laserpolitur. Eine solche Gleitfähigkeit habe ich nie zuvor auf dem Eis verspürt. Sie kann am Ende den Unterschied ausmachen zwischen Edelmetall und Blech. Vorausgesetzt, ich bin in der Lage, meine Bestleistung abzurufen. Denn auch die besten Kufen können nicht alleine laufen.

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Der Fall Pechstein
  • 8. Februar 2009 Pechstein tritt zum zweiten Wettkampftag bei den Mehrkampf-Weltmeisterschaften in Hamar nicht mehr an. Als Grund gibt sie einen fiebrigen Infekt an. Tatsächlich haben sie ISU-Verantwortliche in der Nacht über auffällige Retikulozyten-Werte informiert.
  • 3. Juli 2009 Fünf Monate nach der WM und wenige Tage nach einer geheimen Anhörung in Bern sperrt die Internationale Eislauf-Union ISU Pechstein wegen auffälliger Blutwerte, aber ohne positiven Dopingbefund. Ihr Anwalt Simon Bergmann kündigt an, beim Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen diese bisher einmalige Sperre vorzugehen.
  • 4. Juli 2009Pechstein bestreitet in einem Medien-Marathon Doping.
  • Claudia Pechstein verteidigt sich - Foto: Rainer Jensen/dpa
  • 22. Juli 2009Pechsteins Anwalt Bergmann legt beim CAS Berufung gegen die Sperre ein.
  • 6. August 2009 Auf einer Pressekonferenz präsentiert Pechstein ihre Verteidigungsstrategie. Sie wirft der ISU vertauschte Proben und Verfahrensfehler vor.
  • 25. November 2009 Der CAS veröffentlicht sein Urteil. Pechsteins Sperre durch die ISU wird bestätigt.
  • 7. Dezember 2009 Pechsteins Anwälte stellen Eilantrag beim Schweizer Bundesgericht, um einen Start beim Weltcup in Salt Lake City zu erwirken. Das Gericht nimmt den Eilantrag an. Pechstein darf 309 Tage nach Verhängung ihrer Sperre wieder starten.
  • 26. Januar 2010 Das Schweizer Bundesgericht lehnt einen Eilantrag Pechsteins ab und verhindert ihren sechsten Olympia-Start bei den Winterspielen in Vancouver.
  • 10. Februar 2010 Das Bundesgericht lehnt nach Prüfung des CAS-Urteils auf formale Fehler die Pechstein-Beschwerde ab.
  • 15. Februar 2010 Die Sportlerin zieht vor das Ad-hoc-Gericht des CAS und will damit ihren Start bei den olympischen Team-Wettbewerben in Vancouver erzwingen. Zudem erstellt sie Strafanzeige gegen die ISU.
  • 19. Februar 2010 Das Ad-hoc-Gericht des CAS lehnt Pechsteins Antrag ab.
  • 4. März 2010 Ermittler des Bundeskriminalamts durchsuchen das Haus von Pechstein. So sollen potenzielle Hintermänner im Dopingfall Pechstein ermittelt werden. Insgesamt werden 21 Durchsuchungen vorgenommen.
  • 11. März 2010 Führende Blut-Experten legen neue Erkenntnisse vor, die Pechstein entlasten sollen. Demnach ist eine vererbte Anomalie für die auffälligen Blutwerte verantwortlich.
  • 18. Mai 2010 Die ISU widerspricht Pechsteins Argumentation von einer angeborenen Blut-Anomalie.
  • 16. August 2010 Pechstein darf Beamtin auf Lebenszeit bei der Bundespolizei bleiben. Das zuvor eingeleitete Disziplinarverfahren wird eingestellt.
  • 13. September 2010 Pechsteins Management bestätigt, dass die Athletin einen Nervenzusammenbruch erlitten hat und sich in psychologische Behandlung begeben musste.
  • 1. Oktober 2010 Das Schweizer Bundesgericht teilt mit, dass Pechsteins Revisionsantrag gegen das CAS-Urteil abgelehnt ist und bestätigt damit die Dopingsperre.
  • 6. Februar 2011 Der Münchner Professor Stefan Eber legt als Spezialist für vererbte Blutanomalien öffentlich seinen Befund vor, wonach Pechsteins Blutwerte auf eine vom Vater geerbte Anomalie und nicht auf Doping zurückzuführen sind.
  • 12. Februar 2011 Vier Tage nach Ablauf ihrer Sperre wird Pechstein für ihr gelungenes Comeback vom Erfurter Publikum gefeiert.
  • 13. März 2011 Bei der WM in Inzell erkämpft sie Bronzemedaillen über 5000 Meter und im Teamrennen.
  • 14. September 2011 Wegen weiterhin überhöhter Blutwerte erstattet Pechstein Selbstanzeige. Sie will die ISU zwingen, einen Fehler einzugestehen.
  • 2. Dezember 2011 Pechstein kündigt erstmals eine Schadenersatzklage gegen die ISU an.
  • 25. März 2012 Auch bei der WM 2012 erkämpft die Berlinerin über 5000 Meter eine Bronzemedaille.
  • 28. Dezember 2012 Pechsteins Anwälte reichen fristgerecht Klage gegen ISU und DESG ein.
  • 5. März 2013 Pechstein beklagt sich, dass sie seit Ablauf ihrer Sperre 105 Doping-Kontrollen über sich ergehen lassen musste.
  • 24. März 2013 In Sotschi holt Pechstein über 3000 und 5000 Meter jeweils mit Bronze die einzigen WM-Medaillen für das deutsche Team.
  • 10. Juli 2013 Das Landgericht München I bestätigt den 25. September 2013 als Termin für die Verhandlung.
  • 25. September 2013 Das Landgericht München vertagt nach dreineinhalbstündiger Verhandlung den Prozess zwischen Pechstein und der ISU auf den 26. Februar 2014. Die Richterin legte beiden Parteien einen Vergleich nah. Die ISU hatte dies im Vorfeld abgelehnt.
Berliner Morgenpost, 28. Januar 2014
  • Einige Textpassagen auf dieser Seite hat Claudia Pechstein ihrer Autobiographie entnommen. Das 478 Seiten starke Buch mit dem Titel "Von Gold und Blut" ist im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen. Handsignierte Exemplare können auf der Webseite der fünfmaligen Olympiasiegerin bestellt werden: www.claudia-pechstein.de.