Nach der Wiedervereinigung ist die Zahl der Umzüge innerhalb Berlins bis 1998 sprunghaft angestiegen: In diesem Jahr gab es täglich durchschnittlich 1250 Umzüge, fast einen jede Minute. Heute sind die Zahlen beinahe wieder auf das niedrige Niveau wie Anfang der 90er-Jahre gesunken. Wer eine Wohnung hat, bleibt dort.
„Der Wohnungsmarkt war in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre entspannt”, sagt Sigmar Gude vom Stadtforschungsbüro Topos. Viele Neubauwohnungen - darunter häufig Sozialwohnungen - seien gebaut worden. Altbauwohnungen im Ostteil der Stadt wurden saniert. Zeitgleich kauften sich laut Gude viele Berliner Eigentumswohnungen im Umland, wodurch weitere Wohnungen in der Stadt frei wurden. Da der erwartete Bevölkerungszuwachs in Berlin ausblieb, war bezahlbarer Wohnraum vorhanden. „Es herrschte unter den Berlinern eine allgemeine Stimmung, sich wohnungsmäßig oder quartiersmäßig zu verbessern”, erklärt der Stadtforscher.
Seitdem nimmt die Zahl der Wohnungswechsel innerhalb der Stadt stark ab. Die Berliner sind offensichtlich sesshaft geworden. Der kontinuierliche Abfall nach 1998 liegt laut Stadtforscher Gude unter anderem daran, dass keine neuen Sozialwohnungen mehr gebaut wurden. Schuld an der derzeitig historisch niedrigen Zahl der Umzüge ist laut Reiner Wild vom Berliner Mieterverein „ein im Verhältnis zur Nachfrage geringeres Angebot an Wohnraum und die daraus resultierenden extrem hohen Mieten bei Wiedervermietung”. Die Entwicklung wird sich noch weiter verschärfen, sagt Gude: „Die Talsohle ist noch nicht erreicht. Daran wird wohl auch die Mietpreisbremse nichts ändern”.