Mehr Abgeordnete, mehr Fraktionen, mehr Zeit für Sitzungen: Mit 160 gewählten Politikern ist das Berliner Abgeordnetenhaus größer geworden. Von ihnen sind 69 (43,1 Prozent) neu im Parlament. So ist die AfD nicht nur zum ersten Mal vertreten, sondern auch alle 24 Mitglieder der Fraktion plus der Abgeordnete Kay Nerstheimer, der zwar nicht zur AfD-Fraktion, aber weiter zur Partei gehört. Bei der FDP, die in den letzten fünf Jahren draußen war, hat immerhin fünf der zwölf Abgeordneten bereits Erfahrung im Berliner Parlament.
Gebürtige Berliner sind im Abgeordnetenhaus in der Minderheit: 54,4 Prozent (87 der 160 Abgeordneten) sind Zugezogene. Der Zugezogenen-Anteil entspricht im Wesentlichen dem der Bevölkerung der Stadt (52 Prozent). Aber nur dank der CDU. Sie ist die einzige Fraktion, in der „echte Berliner“ eine Mehrheit haben – und zwar mit mehr als Dreiviertel (77,4 Prozent) eine überwältigende. Die meisten Zugezogenen kommen aus Nordrhein-Westfalen (18). Im Ausland sind nur zwölf Abgeordnete (7,5 Prozent) geboren, sieben davon in der Türkei.
Frauen sind mit nur einem Drittel deutlich unterrepräsentiert (Berliner Bevölkerung: 51 Prozent). Im Vergleich zum vorherigen Parlament (34,9 Prozent) ist der Frauenanteil sogar gesunken. Den geringsten Anteil hat die AfD mit 12,5 Prozent. Auch bei der CDU (12,9 Prozent) und der FDP (16,7 Prozent) scheint parlamentarische Arbeit vor allem Männersache zu sein. Bei der Linken (51,9 Prozent) und den Grünen (55,6 Prozent) sind die Frauen dagegen in der Mehrheit. Die SPD ist mit 39,5 Prozent noch weit davon entfernt.
Grüne stellen jüngste Fraktion, Juristen stärkste Berufsgruppe
Die jüngste Abgeordnete ist June Tomiak von den Grünen (19 Jahre). Unter 30 ist zum Start der Legislaturperiode nur noch Herbert Mohr von der AfD. Der Durchschnittsabgeordnete ist 46,4 Jahre alt. Die jüngste Fraktion (44,2 Jahre) stellen die Grünen, die älteste die AfD (48,5). Sieben Abgeordnete sind bereits im Rentenalter.
Das Berliner Abgeordnetenhaus ist nach wie vor ein Feierabendparlament, neben der Bremischen und Hamburgischen Bürgerschaft das dritte in Deutschland. Die Parlamentarier können eigentlich noch einem Beruf nachgehen. Die meisten dieser Legislaturperiode sind Juristen (27 Abgeordnete, 16,9 Prozent) – innerhalb der CDU-Fraktion ist es sogar fast jeder dritte. Die AfD stellt die meisten Abgeordneten (fünf) mit Doktortitel.
Doch auf eine andere Beschäftigung außerhalb des Parlaments sollen die Abgeordneten nicht angewiesen sein: Jeder bekommt deshalb eine zu versteuernde Diät in Höhe von 3601 Euro. Hinzu kommen weitere Zulagen: mindestens 1518 Euro steuerfrei im Monat für Büro, Fahrten und Telefon – sowie bis zu 3021 Euro für Mitarbeiter.
Ob es bei den 160 Abgeordneten bleibt, ist noch unklar. Einige Gewählte könnten in den Senat wechseln und Nachrücker folgen. Und dann zweifelt der grüne Direktkandidat des Wahlkreises Mitte 3, Tilo Siewer, das Ergebnis noch an. Er war dem SPD-Kandidaten Thomas Isenberg mit nur sechs Stimmen unterlegen. Mit einem Eilantrag auf Neuauszählung scheiterte Siewer vorerst - aus formalen Gründen. Sollte er in der Sache doch noch Recht bekommen, würde das Parlament auf 156 Abgeordnete schrumpfen.