Seit Anfang Mai haben immer mehr Länder außerhalb Afrikas Infektionen mit dem Affenpocken-Virus gemeldet. Die Krankheit kam bisher vor allem in Zentralafrika und in Westafrika vor. Doch offenbar hat sich der Erreger bereits längere Zeit unbemerkt in anderen Ländern ausgebreitet. Mittlerweile wurden in mehr als 100 Ländern weltweit Fälle von Affenpocken bestätigt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte deshalb im Juli einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Der erste deutsche Fall ist am 19. Mai in München nachgewiesen worden, weitere Nachweise folgten nur kurze Zeit später. Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass der Ausbruch begrenzt bleibt. „Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt“, teilte das RKI mit. Die Behörde wies aber zugleich darauf hin, dass das RKI die Situation weiter sehr genau beobachte und ihre Bewertung dem jeweils aktuellen Kenntnisstand anpasse.
Das Virus ist nicht neu. Der Erreger wurde erstmals 1958 in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen - daher der Name Affenpocken. Fachleute vermuten allerdings, dass der Erreger eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. Das Affenpockenvirus ist auch auf den Menschen übertragbar.
Die Zahl der Nachweise in westlichen Ländern ist aber zurzeit ungewöhnlich hoch. Frühere Infektionen waren nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO in der Regel auf Reisen in Gebiete in West- und Zentralafrika zurückzuführen, in denen das Virus bekannt ist.
Die Viren wurden laut WHO vereinzelt durch Reisende exportiert unter anderem in die USA, nach Israel und auch schon 2018 nach Großbritannien. Der erste Fall in diesem Jahr wurde am 7. Mai bei einem britischen Reiserückkehrer aus Nigeria festgestellt. Nach den nun vermehrten Fällen weltweit rief die WHO zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte der Betroffenen.
Eine Übertragung des Virus kann passieren, wenn Menschen engen körperlichen Kontakt zueinander haben. Sexuelle Kontakte sind derzeit die am häufigsten nachgewiesene Übertragungen. Nach WHO-Angaben haben sich alle aktuell Betroffenen mit der westafrikanischen Variante angesteckt. Zu den Symptomen zählen: plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, häufig auch Lymphknotenschwellungen. Typisch ist zudem ein vom Gesicht auf den Körper übergreifender, pockentypischer Ausschlag. Selten treten Erblindung und entstellende Narben als Dauerschäden auf. Die Inkubationszeit beträgt im Mittel sieben Tage.
Eine zugelassene Impfung speziell gegen Affenpocken gibt es zurzeit noch nicht. Historischen Daten zufolge soll aber die klassische Pockenimpfung gut vor Affenpocken schützen - und das wohl lebenslang. Doch diese früher übliche Impfung haben jüngere Jahrgänge nicht mehr erhalten. Die klassische Pockenkrankheit gilt nach Impfkampagnen seit 1980 als ausgerottet. Der letzte Fall in Deutschland wurde 1972 erfasst. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Impfstoff Risikogruppen und allen, die engen Kontakt mit Infizierten hatten.