Die Mietpreisspirale in Berlin dreht sich weiter – aber nicht mehr ganz so schnell. Im dritten Jahr in Folge sind die Mieten etwas langsamer gestiegen. Durchschnittlich wurden Wohnungen in Berlin im Jahr 2015 für 8,99 Euro je Quadratmeter und Monat (Kaltmiete) angeboten. Damit lagen sie 5,2 Prozent oder 44 Cent über den Angebotsmieten des Vorjahres. Das geht aus dem Wohnmarktreport Berlin hervor, der seit 2009 jährlich von dem Immobiliendienstleister CBRE veröffentlicht wird.
Zum Vergleich: 2014 hatte die Mietpreissteigerung bei 6,6 Prozent gelegen, 2013 bei 6,9 Prozent – nachdem die Mieten von 2011 auf 2012 noch um 13,8 Prozent gestiegen waren. Die Ursache für den nun abgeschwächten Mietanstieg sehen die Autoren der Studie darin, dass die Grenze der Mietbelastung für viele erreicht ist. Immerhin sind die Kaltmieten (von 6,19 Euro im Jahr 2009) innerhalb der letzten sechs Jahre um durchschnittlich fast die Hälfte (45,2 Prozent) gestiegen.
In drei Gegenden haben sich die Preise seit 2009 sogar nahezu verdoppelt: Mit jeweils 99,2 Prozent Mietsteigerung stehen der Potsdamer Platz und der Neuköllner Kiez um den Richardplatz an der Spitze, dicht gefolgt von der Rollbergstraße (98,2 Prozent) ebenfalls in Neukölln. In diesen beiden Postleitzahlengebieten bewegen sich die Neumieten weiter steil nach oben. Woanders haben längt Preiskorrekturen eingesetzt – wie in der City West am Olivaer Platz, wo 2015 mit minus 4,8 Prozent die drittstärksten Mietrückgänge zu verzeichnen waren – nach Müggelheim (minus 6,3 Prozent) und Marienfelde West (minus 5,4 Prozent).
Durch die hohen Mieten in der Innenstadt suchen die Menschen nun nach citynahen Ausweichquartieren. Gebiete, die am S-Bahnring oder nicht weit von ihm entfernt liegen und sich bisher eher durch niedrige Mieten auszeichneten, zeigten 2015 die höchsten Preissteigerungen. So stiegen etwa die Preise am Humboldthain (+14,9 Prozent) oder Nauener Platz (+12,5 Prozent) in Wedding besonders stark. Der Kiez mit den höchsten Preissteigerungen ist Rummelsburg. Dort stiegen die Mieten um 17,8 Prozent. Dies liegt aber nicht nur an der Ringbahn-Nähe, sondern ist laut CBRE vor allem darauf zurückzuführen, dass in Rummelsburg zahlreiche Neubauwohnungen vermietet wurden.
"Es zeigt sich eine Zweiteilung am Wohnungsmarkt", kommentiert Reiner Wild, Chef des Berliner Mietervereins die Zahlen. Während sich zugezogene Mieter mit hoher Kaufkraft flexibel auf dem Berliner Wohnungsmarkt versorgen könnten, komme die Wohnkostenbelastung der einkommensschwächeren Haushalte an ihre Grenzen. Der Berliner Mieterverein befürchtet nun, dass auch die noch immer relativ günstigen Ausweichquartiere in den Randbezirken nicht mehr lange als Alternative herhalten würden, da auch dort die Mieten insgesamt steigen.
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Berliner Morgenpost, 02.02.2016