Diese Menge an klimaschädlichen Gasen darf jeder Mensch im Jahr 2030 ausstoßen, um das 1,5°C-Ziel noch zu erreichen.
Maximal 2,3 Tonnen an klimaschädlichen Gasen darf jeder Mensch auf diesem Planeten im Jahr 2030 im Durchschnitt noch ausstoßen, damit das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens noch erreicht werden kann. Das ergeben Berechnungen des UN-Umweltprogramms UNEP.
Für eine faire globale Verteilung der Klimalasten müsste in Deutschland dieses 2,3-Tonnen-Limit sogar spätestens 2024 gelten. Doch allein das Wohnen hierzulande in einem Haus mit alter Gasheizung ist nicht nur teuer geworden, sondern füllt das angestrebte Klima-Budget fast aus. Und ein Flug in die Karibik sprengt es bereits.
Im Vergleich dazu sind Klima-Auswirkungen von anderen Alltagshandlungen und Gegenständen gering: Erst ab der riesigen Menge von 100 Plastiktüten pro Woche entsprechen diese dem kleinsten Stein in der Simulation. Kino- oder Theaterbesuche fallen pro Kopf so wenig ins Gewicht, dass sie hier gar nicht dargestellt werden können.
Wer versucht, seinen aktuellen Alltag im Budget unterzubekommen, kommt schnell an seine Grenzen. Tatsächlich verursachen wir in Deutschland heute pro Person durchschnittlich knappe 11 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Unser Ausstoß von Klima-Gasen müsste also um fast 80 Prozent sinken, um das Jahresbudget von 2,3 Tonnen pro Kopf einzuhalten.
Große Mengen CO2 sparen heißt nicht unbedingt verzichten, sondern vor allem an gesellschaftlichen Stellschrauben drehen. Die Energiewende spielt dabei eine zentrale Rolle. Erneuerbare Energien können die Klimabelastung durch das Wohnen auf einen Bruchteil beschränken und energie-intensive Produkte sowie die Nutzung elektrischer Geräte deutlich klimafreundlicher machen.
Die größten CO2-Brocken können beim Wohnen und bei der Mobilität ersetzt werden. Doch das kann kaum jemand allein. Mieter*innen haben schlicht keinen Einfluss auf die energetische Sanierung ihrer Wohnungen, und wo keine Busse und Bahnen halten, bleiben Menschen aufs Auto angewiesen. Auch E-Autos sind nur dort eine Alternative, wo es Ladesäulen gibt - und bisher kommt aus Steckdosen nur zur Hälfte grüner Strom.
Die gute Nachricht: Grundbedürfnisse wie Wohnen und Essen passen prinzipiell ins ambitionierte Klima-Budget von 2,3 Tonnen pro Person und lassen Platz für Reisen, Konsumgüter sowie Pendeln - wenn man in einer sanierten Wohnung mit fossilfreier Heizung lebt. Mit einem grünen Energiemix aus Sonne und Wind kostet auch die Nutzung von Haushaltsgeräten, WLAN und Computern kaum noch CO2.
Allerdings müssen diese Voraussetzungen erst noch für alle geschaffen werden. Und auch die öffentlichen Emissionen müssen rapide sinken. So haben wir auf den CO2-Ausstoß von Einrichtungen für die Allgemeinheit wie Krankenhäuser und Straßen keinen direkten Einfluss. Doch der Anteil daran sprengt das persönliche Budget schnell, was der entsprechende Klima-Stein unter “Anderes” spielerisch zeigt.
Das UN-Umweltprogramms UNEP hat für ihren Emissions Gap Report 2021 berechnet, dass der Weltgemeinschaft im Jahr 2030 ein restliches Emissionsbudget von 25 Gigatonnen CO2e zur Verfügung stehen wird, um das 1,5°C-Ziel noch einzuhalten.
Grundlage für diese Berechnung sind wissenschaftlichen Modelle und sogenannte Emissionspfade. Diese spielen verschiedene mögliche Zukunftsszenarien durch und erstellen Prognosen unter anderem dazu, wie sehr sich der Planet bei verschiedenen Annahmen (z.B. verschiedenen Mengen CO2-Emissionen) aufheizen wird.
Das angegebene Restbudget für 2030 ist dabei ein Mittelwert derjenigen Emissionspfade, bei denen die Erderwärmung bis 2100 mit einer Zwei-Drittel-Wahrscheinlichkeit unter 1,5°C beträgt. Da die UN davon ausgeht, dass die Bevölkerung 2030 8,55 Milliarden betragen wird, ergibt sich aus diesem Gesamtbudget ein Pro-Kopf-Budget von 2,3 Tonnen CO2e für das Jahr 2030.
Die Zahl von 2,3 Tonnen pro Kopf im Jahr 2030 ist eine durchschnittliche, globale Angabe, die nicht weiter differenziert. Doch die Menschen leben nicht unter gleichen Bedingungen. In Wirklichkeit gibt es sowohl innerhalb als auch zwischen verschiedenen Staaten große Unterschiede, wie viel Treibhausgase der Alltag verschiedener Menschen verursacht. Deswegen ergeben sich unterschiedliche Budget-Werte, wenn man diese Unterschiede in Berechnungen mit einfließen lässt.
So kann man das globale Restbudget, was nach der Verabschiedung des Pariser Abkommens Ende 2015 noch vorhanden war, nach den damaligen Einwohner*innenzahlen auf Staaten aufteilen. Wenn man davon die bisherigen jährlichen konsumbasierten Emissionen der Menschen in Deutschland abzieht (ab 2016 bis 2019 - das ist der letzte verfügbare Datenstand), bliebe uns ein Restbudget, das bei gleichmäßigem CO2-Einsparen ab 2020 überhaupt nur bis 2026 reicht. Da davon auszugehen ist, dass die Emissionen 2020 und 2021 nicht stark genug gesunken sind, ist das Budget in Wirklichkeit sogar vermutlich noch früher zu Ende. Die 2,3 Tonnen CO2 pro Kopf entprechen hierzulande also dem Soll für spätestens 2024 statt 2030 - weil die Fußabdrücke in Deutschland bisher höher waren als im globalen Durchschnitt.
Diese vereinfachte Berechnung geht allerdings von einem linearen Emissionspfad statt komplexer modellierter Pfade aus und berücksichtigt nur reines CO2 und keine anderen Treibhausgase (s. "Was bedeutet CO2e und was sind CO2-Äquivalente?"). Deswegen sind diese Zahlen für Deutschland zwar als annäherungsweise vergleichbare Schätzung, aber nicht als exakte Entsprechung der UN-Berechnungen zu globalen Pro-Kopf-Budgets zu verstehen.
2015 haben fast alle Staaten der Welt mit dem Pariser Klimaabkommen eine Beschränkung der Erderwärmung auf "deutlich unter" 2 Grad Celsius, verglichen mit vorindustriellem Klima, beschlossen. 2018 veröffentlichte der Weltklimarat (IPCC) einen Sonderbericht, in dem sie den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammenfassten. Wissenschaftler*innen, unter anderem vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) verdeutlichen darin die Konsequenzen einer Erwärmung von 2°C gegenüber 1,5°C: Ein unumkehrbares Überschreiten von Klima-Kipppunkten sei damit zu erwarten, sowie deutlich mehr gefährliche Extremwetterereignisse wie Dürren, Starkregen und Hitzewellen.
Bei der 21. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP21) hat die Staatengemeinschaft im Dezember 2015 mit dem Pariser Übereinkommen ein völkerrechtlicher Vertrag geschlossen, der die Begrenzung der Erderwärmung auf "deutlich unter" 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau vorsieht. Es trat formell im November 2016 in Kraft. Voraussetzung dafür war die Ratifizierung durch mindestens 55 Staaten, die mindestens 55 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursachen. Bis August 2021 haben 191 der 197 Vertragsstaaten das Übereinkommen ratifiziert.
Allerdings verpflichtet der Vertrag die einzelnen Staaten nur dazu, Klimaschutzmaßnahmen zu erarbeiten und mitzuteilen, aber der Umfang der jeweils von den Ländern selbstbestimmten Beiträgen zum Klimaschutz ist nicht festgelegt. Und es gibt keine Sanktionen, falls die eigenen Ambitionen nicht eingehalten werden. Entsprechende Versuche, dies vertraglich zu etablieren, sind bislang gescheitert.
Die hier verwendeten Angaben basieren auf Daten des Bundesumweltamtes. Die Emissionen für Wohngebäude beinhalten dabei sowohl das CO2, das durch das Heizen verursacht wird, als auch die sogenannte "Graue Energie". "Graue Energie" ist ein Begriff, der alle energiebedingten Aufwendungen für die Herstellung, Instandsetzung und Entsorgung von Gebäuden bzw. ihrer Baumaterialien zusammenfasst. Für die Abschreibung von Emissionen aus Bau- und Sanierungstätigkeiten werden laut Umweltbundesamt pauschal 50 Jahre angesetzt, weswegen bei alten Gebäuden weniger CO2 für graue Energie in die CO2-Posten einfließt.
Emissionen für Bau und Sanierung wiegen sich oft mit daraus resultierenden CO2-Einsparungen bei der Heizung auf: Zum Beispiel steht in dieser Rechnung eine sanierte Altbauwohnung mit Gasbrennwertheizung besser da als eine unsanierte Wohnung mit Gasbrennwertheizung, weil die CO2-Einsparungen durch den geringeren Heizbedarf größer sind als die CO2-Emissionen aus der Sanierung.
Bei derselben Wohnung mit Pellet-Heizung sieht die Bilanz umgekehrt aus: der Heizbedarf ist hier durch die Sanierung zwar genauso gesunken, da eine Pelletheizung aber kaum CO2-Emissionen verursacht, schlägt sich die Reduzierung aber kaum in der CO2-Bilanz nieder. Hier überwiegen dann die CO2-Emissionen, die durch die Sanierung bzw. durch die verbrauchten Baumaterialien entstanden sind, und die sanierte Wohnung steht in der Gesamtrechnung schlechter dar.
Die Größe der Steine ist gerundet, da nicht alle Posten einer exakten, ungerundeten Anzahl Quadrate entsprechen. Dadurch können leichte Abweichungen entstehen.
Die Größe der Steine ist gerundet, da nicht alle Posten exakt einer ungerundeten Anzahl Quadrate entsprechen. Dadurch können leichte Abweichungen entstehen.
Fast alle Angaben zu Emissionen in dieser Anwendung sind in Tonnen CO2e, was CO2-Äquivalente bezeichnet. Neben CO2 gibt es andere Treibhausgase, z.B. Methan, die ebenfalls zur Erderwärmung beitragen. Um diese mit zu berücksichtigen, werden sie in die Menge CO2, die dem Treibhauseffekt des jeweiligen anderen Gases entspricht, umgerechnet (CO2-Äquivalent) und zusammengefasst.
Es gibt verschiedene Unsicherheiten und Unterschiede beim Berechnen von CO2(e)-Budgets:
Da sich die Erde mit allem weiteren CO2, das sich in der Atmosphäre sammelt, weiter aufheizt, ist die Menge CO2, die unter dem Strich noch dazukommen kann, langfristig begrenzt. Das bedeutet, dass ab dem Zeitpunkt, wo ein CO2-Budget (z.B. die Menge CO2, die dem 1,5°-Ziel entpricht) in die Atmosphäre gelangt ist, unterm Strich kein weiteres CO2 in die Atmosphäre gelangen darf. Wir produzieren z.B. allein schon durch das Atmen CO2, was wir nicht verhindern können.
Allerdings gibt es Methoden, CO2 auch aus der Atmosphäre zu entziehen bzw. zu binden (auch "senken" genannt). Aus Biomasse kann zum Beispiel durch Verbrennung Strom gewonnen werden - wenn dabei das enstehende CO2 abgefangen und eingelagert wird, wurde erfolgreich CO2 aus der Atmosphäre entzogen. Diese sogenannte BECCS Technologie ist momentan - neben Landnutzungsveränderungen wie z.B. Aufforstung, deren Effekte aber (langfristig) schwer zu beziffern sind - die einzige Möglichkeit, Emissionen auszugleichen bzw. unterm Strich weniger als Null Emissionen zu produzieren.
Viele hoffen auf weitere Technologien zum CO2-Senken, die es möglich machen würden, auch höhere Mengen CO2-Ausstöße auszugleichen. Solche Technologien wurden aber bisher noch nicht erfolgreich fertig entwickelt und werden unter anderem vom Bundesumweltamt kritisch gesehen.