Gasversorgung in DeutschlandFüllstand der Gasspeicher, Gaspreis und Verbrauch - täglich aktuell

In diesem Winter droht ein Gas-Notstand in Deutschland, die Gaspreise haben sich zwischenzeitlich vervielfacht. Verfolgen Sie hier die wichtigsten Zahlen zur Gasversorgung - täglich aktuell.

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Jahrelang hat sich Deutschland mit günstigem russischem Gas versorgt. Noch 2021 stammte mehr als die Hälfte des hierzulande genutzten Erdgases (55 Prozent) aus Russland. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine löst sich Deutschland von dieser Energieabhängigkeit - und ist seit dem Spätsommer auch dazu gezwungen. Russland hat den Gashahn gen Westen komplett zugedreht. Gut gefüllte Gasspeicher, höhere Importe aus anderen Ländern und weniger Verbrauch sollen einen Gasmangel in diesem Winter vermeiden.

Gasspeicher

Wie lange bleiben die Gasspeicher noch gut gefüllt?

Füllstand der Gasspeicher in Deutschland seit Beginn der Heizperiode im Vergleich zum Vorjahr – und die Lagebewertung der Bundesnetzagentur.
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QuellenAGSIBundesnetzagentur.
Über die Daten
Dargestellt ist der tägliche Füllstand der Gasspeicher in Deutschland im Vergleich zum Stand vor genau einem Jahr – laut Datenplattform (AGSI) des Branchenverbands Gas Infrastructure Europe (GIE). Mehr als 90 Prozent der tatsächlichen Gesamtkapazität hierzulande sind dabei berücksichtigt.

Die Lagebewertung für den Zeitraum vom 1. November 2022 bis 31. März 2023 stammt von der Bundesnetzagentur (BNA). Sie hat dazu zwei sogenannte Speicherpfade mittels Modellrechnung definiert: die täglichen Füllstände, wenn die Speicher am 1. Februar dem gesetzlichen Mindestfüllstand von 40 Prozent entsprechen (Speicherpfad 1) bzw. zu 55 Prozent (Speicherpfad 2) gefüllt sind.

Als stabil stuft die BNA die Lage ein, wenn der Füllstand über dem 55-Prozent-Speicherpfad liegt, und als kritisch gilt, wenn der 40-Prozent-Pfad unterschritten wird. Liegen die Füllstände zwischen den beiden Pfaden, ist die Lage laut BNA angespannt.

Gut gefüllte Gasspeicher sind in der Heizperiode entscheidend: In der Zeit von Oktober bis April steigt der Gas-Bedarf der privaten Haushalte sprunghaft. Die Grafik zeigt die Tagesfüllstände seit Jahresbeginn (gefettete Linie) im Vergleich zum Vorjahr (dünne Linie). Deutschland kann insgesamt 230 Terawattstunden Gas speichern - die größte Kapazität in Europa. Zu Beginn der aktuellen Heizsaison waren die Tanks randvoll, hatten Ende Oktober/Anfang November einen Füllstand von 100 Prozent. Wie schnell sie sich leeren, ist ungewiss.

Der Bundestag hat nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ein Gasspeichergesetz erlassen und darin erstmals verbindliche Mindestfüllstände definiert: Am 1. Februar sollen demnach die Reserven immer noch bei 40 Prozent liegen – als Mindestfüllstand. Die Bundesnetzagentur hat zur Bewertung der Gaslage berechnet, wie voll die Speicher an den einzelnen Tagen der Kernphase dieser Heizperiode sein müssten (markierter Bereich von November bis Ende März).

Und nach dem Winter ist vor dem Winter. In den wärmeren Monaten werden die Speicher aufgefüllt, um zum 1. September einen Speicherstand von 75 Prozent zu haben. Für den 1. Oktober sind 85 Prozent vorgeschrieben, am 1. November gilt es mindestens 95 Prozent zu erreichen.

Wo Gasspeicher in Deutschland stehen

  • Füllstand unter 15 Prozent des aktuellen Durchschnitts
QuellenAGSIeigene Berechnungen.
Zuletzt aktualisiert: 03.01.2023
Über die Daten
Mehrere Speicher einer Firma am selben Standort werden als ein Punkt dargestellt.

Die Karte zeigt verschiedene Gasspeicher in Deutschland nach Kapazität und Füllstand. Der Gasinfrastrukturverband GIE sammelt Daten für den größten Teil der verfügbaren Speicher Deutschland und Europa: Die Standorte auf der Karte repräsentieren mehr als 90 Prozent der Speicherkapazität in Deutschland. Auffällig geringe Füllstände sind auf der Karte Rot dargestellt.

Gasimporte

Wie viel Gas kommt jetzt in Deutschland an?

Tägliche Nettoimporte von Erdgas nach Deutschland in Gigawattstunden (GWh) im Vergleich zum Vorjahr
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QuellenBundesnetzagentur (2022)Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber ENTSO-G (2021)eigene Berechnungen.
Über die Daten
Das Liniendiagramm zeigt die täglichen Nettoimporte von Erdgas nach Deutschland im Vergleich zum gleichen Tag ein Jahr zuvor. Dafür werden von den Importen die Exporte abgezogen. Die Daten für 2022 stammen von der Bundesnetzagentur. Die Werte für 2021 wurden aus den Daten des Verbands Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber ENTSO-G berechnet.

Deutschland ist auf Erdgas aus dem Ausland angewiesen. Über ein weit verzweigtes europäisches Netz aus Röhren importiert Deutschland die Energie. Lange Zeit lieferte Russland über Nord Stream die größte Menge nach Deutschland. Seit kein russisches Gas mehr ankommt, importiert Deutschland mehr Gas aus Nachbarländern. Wichtige Lieferanten sind vor allem Norwegen und die Niederlande. Nicht alle Importe bleiben in Deutschland. Ein Teil der Gaslieferung durchquert die deutschen Röhren, um an Nachbarländer weitergeleitet zu werden.

Kein Gas mehr aus Russland – Norwegen und Benelux liefern dafür mehr

Tägliche Nettoimporte von Erdgas in Gigawattstunden (GWh) ausgewählter Länder seit Jahresbeginn 2022
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Für Deutschland soll künftig auch Flüssiggas eine wichtige Rolle einnehmen. Das sogenannte LNG (Liquefied Natural Gas) wird über Schiffe an Terminals liefert. Das verflüssigte Gas wird dort umgewandelt und in das Röhrensystem gepumpt. Zusätzlich zu den Terminals westlicher Nachbarländer, baut Deutschland eigene Anlandestationen. Das erste deutsche LNG-Terminal hat bereits Mitte Dezember 2022 in Wilhelmshaven seinen Betrieb gestartet – knapp zehn Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Gaspreis

Wie hoch sind die Gaspreise für die Verbraucher?

Durchschnittlicher Neukundenpreis pro Kilowattstunde in Deutschland im Vergleich zum Preis vor einem Jahr.
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QuellePreisvergleichsportal Verivox.
Über die Daten
Gezeigt wird der bundesweite Durchschnitt der günstigsten Neukunden-Tarife inklusive Bonus laut Erhebungen des Preisvergleichsportals Verivox. Der Preis pro Kilowattstunde beinhaltet Grundkosten bei einem Jahresverbrauch von 20 MWh. Der aktuelle Tagespreis für Neuverträge wird mit dem vor genau einem Jahr verglichen. Bestandskunden zahlen zurzeit meist weniger.

Die Preise für Erdgas sind bis September 2022 in immer neue Höhen geklettert. Die Grafik verdeutlicht diese Entwicklung anhand der täglichen Gaspreise für Neukunden: Die Preise stiegen bereits im Herbst 2021 - und nach dem russischen Überfall noch deutlicher bis auf Spitzenpreise nach dem Lieferstopp von Nordstream 1. Die Kosten für eine Kilowattstunde setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: Die Versorger kaufen zu Großhandelspreisen, die bei knappem Angebot steigen. Hinzu kommen Steuern und Abgaben.

Die Bundesregierung will 2023 mit einer sogenannten Gaspreisbremse den Preisschock gering halten: 80 Prozent des Jahresverbrauchs werden auf 12 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt. Als Referenz gilt Verbrauch aus dem Monat September 2022. Für alles darüber gilt der normale Marktpreis. Zusätzlich hat die Bundesregierung bis Ende März 2024 die Umsatzsteuer von Gaslieferungen von 19 auf 7 Prozent gesenkt.

Gasverbrauch

Drosselt Deutschland seinen Gasverbrauch stark genug?

Durchschnittlicher Tagesverbrauch pro abgeschlossener Woche im Vergleich zum Vorjahr
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QuelleBundesnetzagentur.
Über die Daten
Die Linienpaare zeigen die bundesweit verbrauchte Gasmenge laut Bundesnetzagentur im Vergleich zum Vorjahr: Dies verdeutlicht saisonale Schwankungen mit einem geringeren Energiebedarf in den Sommermonaten. Dargestellt ist der Gasverbrauch in Gigawattstunden (GWh) pro Tag als wöchentlicher Mittelwert. Eine Esparnis im Vergleich zum Vorjahr ist als grüne Fläche markiert, der Mehrverbrauch in Rot.

Deutschland muss Gas sparen. Die Bundesnetzagentur hat für die Heizsaison von Anfang Oktober bis Ende April ein Sparziel von 20 Prozent gegenüber den Vorjahren herausgegeben. Eine wichtige Rolle spielen dafür die Temperaturen: So hofft Deutschland auf einen milden Winter mit weniger Heizbedarf. Die Industrie kann sparen, indem sie effizienter produziert oder teilweise Gas in ihren Herstellungsprozessen ersetzt.

Wer spart mehr Gas in Deutschland, Industrie oder private Haushalte?

Gasverbrauch pro Tag im Wochendurchschnitt nach Kunden im Vergleich zum tiefsten und höchsten Verbrauch zur gleichen Zeit in den Jahren 2018 bis 2021
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Über die Daten
Die Linienpaare zeigen die bundesweit verbrauchte Gasmenge nach Kundenkreis laut Bundesnetzagentur im Vergleich zum Höchst- und Tiefswert in den Jahren 2018 bis 2021 (dargestellt als Flächenbereich). Dargestellt ist jeweils der Gasverbrauch in Gigawattstunden (GWh) pro Tag als wöchentlicher Mittelwert. Die Flächen verdeutlichen die Schwankungsbreite des Verbrauch in den Jahren vor dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Als Industriekunden gelten Betriebe, die typischerweise im Jahr mehr als 1,5 GWh Gas verbrauchen. Ihr Verbrauch wird fortlaufend gemessen. Für Haushalte und Gewerbekunden mit geringem Bedarf liegen keine Messdaten vor. Die Bundesnetzagentur schätzt ihren Verbrauch, indem sie von der gesamten Gasmenge im Verteilernetz den Bedarf der Industriekunden abzieht.

Bundesweit soll der Verbrauch durch eine Sparverordnung verringert werden. Die meisten öffentlichen Gebäude dürfen nur bis maximal 19 Grad beheizt werden. Leuchtreklame muss in der Regel zwischen 22 und 16 Uhr ausgeschaltet sein. Auch Strom sparen heißt Gas sparen. Denn noch immer werden große Mengen Gas verstromt. Die dafür eingesetzte Gasmenge ist 2022 gegenüber dem Vorjahr kaum gesunken.

Wofür Erdgas in Deutschland gebraucht wird

  • Industrie
  • Haushalte
  • Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
  • Stromversorgung
  • Sonstige

Den höchsten Gasbedarf in Deutschland haben die Industrie und die Haushalte: Zwei Drittel des gesamten Gases wurden im Jahr 2021 zum Heizen von Wohnungen oder für die Produktion genutzt, laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Vor allem Chemiebetriebe sind auf den Energieträger angewiesen.

Falls ein Gas-Mangel herrscht, entscheidet die Bundesnetzagentur, wer wie viel Gas bekommt. Dann greift eine europäische Verordnung über für diesen Fall besonders schützenswerte Gruppen: Das seien laut Bundesnetzagentur private Haushalte, Krankenhäuser, Pflegeheime, Polizeistationen und Kasernen.



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