Frauen verdienen in Deutschland noch immer weniger als Männer: Das mittlere Gehalt (Median) von Frauen ist 12 Prozent geringer als das von Männern. Das Problem der Lohnungleichheit verschärft sich noch deutlich bei Frauen ohne deutschen Pass. Hier sind es noch einmal 20 Prozent weniger, ihr Verdienst liegt damit ein Drittel unter dem eines mittleren Männergehalts. Die durchschnittlich geringsten Einkommen aus Lohnarbeit haben in Deutschland dabei Frauen aus Somalia, Eritrea und Ghana.
Wer keinen deutschen Pass hat, bekommt oft die schlechter bezahlten Jobs. Das liegt auch am Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das es mittlerweile Nicht-EU-Bürger*innen mit Berufsausbildung sowie angehenden Auszubildenden einfacher macht, nach Deutschland zu kommen. Damit sollen Engpässe wie in der Pflege-Branche reduziert werden. Zudem kommt es zu Benachteiligungen bei der Besetzung begehrter Stellen: So zeigen Untersuchungen des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, dass Bewerbungen von Schwarzen und muslimischen Menschen deutlich häufiger abgelehnt werden als vergleichbare von Konkurrent*innen.
In Deutschland wird laut Polizei jede vierte bis fünfte Frau Opfer von sexualisierter Gewalt, noch bevor sie erwachsen ist. Doch auch Jungen erleben Übergriffe – obwohl darüber seltener gesprochen wird: durchschnittlich etwa jeder Zehnte. Am stärksten gefährdet sind Frauen mit Behinderungen. So hat jede zweite gehörlose Frau sexualisierte Gewalt erfahren müssen.
Das Hessische Netzwerk behinderter Frauen erklärt, dass Abhängigkeitsverhältnisse, in denen sich Frauen mit Behinderungen oft befinden, in die Hände von Täter*innen spielen. Häufige Grenzüberschreitungen, wie zum Beispiel beim Waschen, erschweren den Betroffenen manchmal eine klare Einordnung von sexualisierten Gewalttaten. Laut dem Netzwerk behinderter Frauen erleben sie, wenn sie denn Anzeige erstatten, auch "noch häufiger als nichtbehinderte Mädchen und Frauen, dass ihnen nicht oder nur teilweise geglaubt wird".
Bei Frauen werden häufiger Depressionen diagnostiziert als bei Männern. Laut Expert*innen führen traditionelle Bilder von Männlichkeit aber auch dazu, dass Männer ihre Depressionen häufiger verbergen, zum Beispiel hinter aggressiverem oder riskantem Verhalten. Umgekehrt sieht es bei Suizid aus: Dreimal so viele Männer nehmen sich selber das Leben wie Frauen.
Besonders häufig leiden queere Menschen an Depressionen: Bei ihnen wird diese Diagnose doppelt so oft gestellt wie bei der restlichen Bevölkerung, wie erstmals eine Studie des Berliner DIW und der Uni Bielefeld für Deutschland zeigt. Internationale Untersuchungen bestätigen dies und zeigen außerdem ein fast sechsmal höheres Suizidrisiko bei transgeschlechtlichen Jugendlichen. In einer Befragung des Deutschen Jugendinstituts gaben queere Jugendliche an, dass Ausgrenzung in Schule und Familie, Beleidungungen und Gewaltandrohungen auch heute noch zu ihren Alltagserfahrungen gehören.
Ende 2020 waren 23 von 180 Vorständen von Dax-Unternehmen weiblich - gerade einmal jeder achte Posten. Um eine Gleichverteilung zu erreichen, hätte es knapp dreimal so viele Frauen gebraucht. Noch schlechter vertreten sind Ostdeutsche in den Dax-Vorstandsetagen - mit nur vier Vorständen: Sie müssten dort knapp zehnmal so viele Posten haben, um ähnlich repräsentiert zu sein wie in der Gesamtgesellschaft.
Laut einer Studie des Berliner DeZIM-Instituts fühlen sich mehr Ostdeutsche als Bürger*innen zweiter Klasse als Menschen mit Migrationshintergrund. Doch ostdeutsche Frauen schaffen es zumindest in den Dax-Unternehmen weiter nach oben als Männer aus dem Osten: Immerhin sind drei der vier Dax-Vorstände aus Ostdeutschland weiblich. Dem knapp zehnprozentigen Anteil der Ostfrauen an der gesamten Bevölkerung entspricht das aber lange nicht. Ossi und Frau - im Dax immer noch ein doppeltes Manko.
Im aktuellen Bundestag sitzen zu einem Drittel Frauen. Den geringsten Frauenanteil hat die AfD-Fraktion, auf den Plätzen der Grünen und der Linken sitzen hingegen mehr Frauen als Männer. Insgesamt noch schlechter als Frauen sind Menschen mit Migrationshintergrund im Parlament repräsentiert: Auf gerade einmal 58 der 709 Abgeordneten (8,2 Prozent) trifft dies zu – obwohl diese Gruppe über ein Viertel der Bevölkerung ausmacht.
Um im Parlament entsprechend vertreten zu sein, müssten zusätzlich 125 Positionen von Menschen mit Migrationsgeschichte besetzt werden - mehr als jede der Oppositionsfraktionen im aktuellen Bundestag Mitglieder hat. Einige Parteien versuchen, diese Verhältnisse intern zu verschieben. Außerhalb des Bundestags geht die sogenannte HipHop-Partei "Die Urbane" dabei besonders weit: In jedem Parteigremium darf nur maximal die Hälfte der Positionen von weißen Personen besetzt werden.
In deutschen Filmen und Serien für Streaming-Anbieter wie Amazon Prime oder Netflix ist laut einer Studie der Uni Rostock nur ein Drittel aller Hauptrollen mit Frauen besetzt. Und keine einzige zentrale Rolle wird von einer schwarzen Person gespielt – obwohl schätzungweise eine Million Menschen in Deutschland afrodeutsch sind. Nicht-binäre Hauptfiguren, also Personen, die sich weder ausschließlich als männlich noch weiblich identifizieren, kommen bislang auch nicht vor.
Doch daran soll sich zukünftig etwas ändern: Nach Vorstößen in Großbritannien und bei den Oscars, führte zum Beispiel die Filmförderung Hamburg eine "Diversity Checklist" ein. Und auch das Filmunternehmen UFA hat sich vorgenommen, bislang unterrepräsentierte Gruppen entsprechend ihrem Anteil an der Gesellschaft in ihren Produktionen widerzuspiegeln. Damit soll es allerdings erst 2024 soweit sein.
Bei "Fridays for Future" mischen sich "auffällig" viele Mädchen und Frauen in die Politik ein, wie eine Studie des Institut für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) zeigt. Während die Geschlechterverteilung bei anderen untersuchten Bewegungen höchstens gleichauf ist, geben bei den Klimaprotestesten junge Frauen den Ton an: Mit fast 60 Prozent ist eine klare Mehrheit der Befragten weiblich.
Kein Wunder, dass die Proteste besonders Frauen anziehen: Das Umweltbewusstsein ist bei ihnen laut einer Studie des Bundesumweltamts höher als bei männlichen Befragten. Aber vor allem bewegt Klimaschutz natürlich jene, die es noch länger betreffen wird: überdurchschnittlich junge Menschen. Mehr als zwei Drittel der Demonstrierenden sind unter 25 Jahre alt. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung beträgt gerade einmal 13 Prozent.