So haben die Wähler in den 11.000 Gemeinden gestimmt
Die interaktive Karte zeigt detaillierte Ergebnisse der Bundestagswahl 2017 - für jede Partei, in jedem Ort.
Die Union war bei der Bundestagswahl in elf Mal so vielen Orten stärkste Kraft wie die SPD, die AfD fast ausschließlich im Osten, dagegen holten FDP und Grüne nur in wenigen West-Gemeinden den Wahlsieg. Vier Monate nach dem Wahltag hat die Bundeswahlleitung ihre repräsentative Wahlstatistik und erstmals die genauen Wahlergebnisse aller rund 11.000 Gemeinden veröffentlicht. Dies ermöglicht einen direkten Vergleich auf der detailliertesten Wahlkarte zur Bundestagswahl 2017: Die Karte zeigt, welche Partei in den jeweiligen Orten stärkste Kraft geworden ist - und zusätzlich das Zweitstimmen-Ergebnis für alle dort angetretenen Parteien.
AfD in 598 Gemeinden stärkste Kraft
Die vergangene Bundestagswahl hat Deutschland verändert. Koalitionen sind schwieriger geworden, und eine Partei rechts von CDU/CSU ist nun drittstärkste Kraft im bislang größten Bundestag (709 Sitze): Die AfD (92 Abgeordnete) übernimmt den Vorsitz in drei Ausschüssen. Darunter ist der Haushaltsausschuss, der traditionell der größten Oppositionspartei zusteht. Die Karte zeigt nun erstmals detailliert, wo die Rechtspopulisten ihre Stimmen geholt haben. In 598 Gemeinden gingen sie als Wahlsieger hervor, bis auf die kleinen Orte Birtlingen (Rheinland-Pfalz) und Dreggers (Schleswig-Holstein) liegen alle im Osten. Laut Bundeswahlleiter war mehr als die Hälfte aller AfD-Wähler zwischen 45 und 69 Jahre alt, die jüngste und älteste Altersgruppe war demnach jeweils unterdurchschnittlich vertreten.
Linke holte bestes Ergebnis in West-Gemeinde
Das Alter der Wähler ist deutlich gestiegen, besonders die der Volksparteien: Bei der CDU waren 44,6 Prozent der Wählerschaft mindestens 60 Jahre alt (CSU 43,2 Prozent, SPD 43,9 Prozent - alle Wahlberechtigten: 36,3 Prozent). Merkels CDU liegt weiter stärker bei Frauen im Kurs (29,8 Prozent der Wähler) als bei Männern (23,5 Prozent). Die Union holte in 9514 Gemeinden den Wahlsieg. Die SPD konnte nur in 871 Orten punkten. Die Linkspartei ist zwar immer noch eine Ostpartei, verlor dort aber stark und wurde in nur noch 11 Orten stärkste Kraft. Ihr bestes Ergebnis (33,3 Prozent) holte sie ausgerechnet im Westen: in dem kleinen Ort Scheitenkorb in Rheinland-Pfalz, wo sie allerdings von der CDU noch übertrumpft wurde (58,3 Prozent).
Deutsche wählen so taktisch wie noch nie
Während die Volksparteien fast überall in Deutschland im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 verloren, bekamen kleinere Parteien Aufwind. Allerdings wurden sie nur ganz selten stärkste Kraft: Die FDP war es nur in drei kleinen Orten. Die Grünen schafften es nur in zwei, darunter ist aber neben dem kleinen Fredeburg in Schleswig-Holstein immerhin die Universitätsstadt Tübingen (Baden-Württemberg). Allerdings wählten die Deutschen diesmal so taktisch wie noch nie - insbesondere die FDP-Wähler: 56,4 Prozent wählten mit ihrer Erststimme die Direktkandidatin oder den Direktkandidaten einer anderen Partei, dabei überwiegend den von der CDU (33,8 Prozent). Insgesamt stimmten 27,3 Prozent der Wähler mit dieser Taktik des sogenannten Stimmensplittings.