Einwanderung und Integration sind für die Deutschen bei dieser Bundestagswahl mit großem Abstand das Thema Nummer eins. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap ergeben. Danach nannte fast jeder zweite Befragte (44 Prozent) das Thema als eines der beiden wichtigsten politischen Probleme, das in Deutschland gelöst werden muss. Ein Rekordwert. Vor der Flüchtlingskrise von 2015 spielte die Ausländerpolitik jahrelang eine untergeordnete Rolle, wie die Auswertung der gleichen Umfragen bei vergangenen Bundestagswahlen verdeutlicht.
Die Grafik zeigt die 15 wichtigsten Felder, die die Politik nach Meinung der Befragten diesmal angehen muss - und welche Bedeutung die Themen bei den Wahlen seit 1998 hatten. Gefragt wurde jedes Mal vor der Wahl: “Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten politischen Probleme in Deutschland, die vordringlich gelöst werden müssen?”. Dabei konnten die Befragten zwei Themen angeben. Vor vier Jahren - als die AfD zum ersten Mal bundesweit antrat und an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte - nannten gerade einmal fünf Prozent die Zuwanderung als dringendes Problem.
Weniger Sorgen um Arbeitsplätze, mehr um soziale Gerechtigkeit
Dagegen hat nun die Sorge um die Arbeitsplätze deutlich an Bedeutung verloren. Sie war bisher das alles überragende Problem. Bis 2005 nannten es 88 Prozent der Befragten, heute sind es 12 Prozent. Schließlich sank die Arbeitslosigkeit in der Ära Merkel auf einen jetzt niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung - auch dank der Hartz-IV-Reformen ihrer Vorgänger. Doch zugleich rückt die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit zunehmend ins Bewusstsein der Wähler - und ist 2017 auf Rang zwei der dringenden Probleme (20 Prozent).
Mindestlohn erledigt, Datenschutz vergessen, Renten im Fokus
In der Auswertung spiegelt sich auch wider, welche Themen die Parteien im Wahlkampf gesetzt haben. Denn die Umfragen wurden stets frühestens im Sommer vor jeder Bundestagswahl durchgeführt. So wurde der Mindestlohn im Wahlkampf 2013 heiß debattiert - und Löhne landeten damals mit 20 Prozent auf Platz zwei. Seit 2015 hat Deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn. Problem erledigt - und nun auf Rang 11 (vier Prozent der Befragten). Jetzt dürfte die Rente stärker in den Fokus geraten. Zumindest erwarten dies die Wähler (2017: 17 Prozent, Platz 3).
Datenschutz und Überwachung - dies gehört zu den Problemfeldern, die vom Radar der Wähler verschwunden sind - offensichtlich mit den Piraten. War dies 2009 und 2013 ein diskutiertes Problem, nennt es nun vor der aktuellen Bundestagswahl niemand mehr. Selbst die Mieten (2 Prozent) schaffen es nicht in die Top 15. Und in den Zeiten von Trump, Putin, Erdogan und Kim Jong-un ist Außenpolitik als Problem für viele nicht fassbar (ebenfalls 2 Prozent).