Gebäudealter
Alt- oder Neubau? So wohnt Berlin
Gründerzeit-Villa, Nachkriegsblock oder Platte: Irgendwann war jedes Haus einmal ein Neubau. Die Karte zeigt, in welchen Jahrzehnten das heutige Berlin entstanden ist - Wohnblock für Wohnblock. Entdecken Sie, welche Bau-Epochen die Gegenden der Stadt ausmachen und wie alt Ihre Wohnumgebung ist.
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Alt-Berlin
Einstige Arbeiterquartiere als Inbegriff des schicken Altbaus
Hohe Stuck-Decken, wuchtige Erker, verzierte Fassaden: Wohnhäuser aus der Gründerzeit sind heute der Inbegriff des schicken Berliner Altbaus. Sie sind Zeugen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, als Berlin zur Millionenmetropole wurde und dringend Wohnungen für die wachsende Schar von Arbeitern und Angestellten brauchte. Die Häuserblöcke mit ihren Hinterhöfen bestimmen das Stadtbild in heute so begehrten Innenstadtkiezen, die von Flächenbombardements und späteren Abrisswellen weitgehend verschont blieben. So gilt Prenzlauer Berg als das größte zusammenhängende Gründerzeitgebiet Deutschlands.
Kaiserzeit/Krieg/Revolution
Die Vorstädte kommen - Berlin auf dem Weg zu Groß-Berlin
Nach der Jahrhundertwende platzte Berlin aus allen Nähten. 1905 hatte die Stadt die Marke von zwei Millionen Einwohner überschritten - allerdings auf einem Bruchteil des heutigen Stadtgebiets (7,5 Prozent). Charlottenburg, Schöneberg oder Neukölln waren damals noch eigenständige Städte - und auch dort boomte der Wohnungsbau. Zugleich wurden die Gegenden rund um das Zentrum weiter mit engen Mietskasernen verdichtet - bis dies 1918 verboten wurde. Und 1920 wurde aus der Stadt Groß-Berlin - in nahezu den Grenzen von heute und mit 3,8 Millionen Einwohnern.
20er-Jahre und Nazizeit
Zeitalter der Berliner Moderne - beendet von den Nazis
Fast jedes vierte Wohnhaus der Stadt, das heute noch steht, stammt aus den 20er- und 30er-Jahren. Die Stadt wuchs auf mehr als vier Millionen Einwohner an. Wohnungsbaugesellschaften ließen bezahlbare Großsiedlungen außerhalb des S-Bahn-Rings entstehen. Darunter sind fünf der sechs Siedlungen der Berliner Moderne, die seit 2009 Weltkulturerbe sind. Sie wurden stilbildend für den Sozialen Wohnungsbau. Licht, Luft und viel Grün lösten die Hinterhof-Enge ab. Mit den Nazis war Schluss mit dem Stil des “Neuen Bauens”. Insgesamt gingen die Wohnungsbau-Zahlen zurück. Die größte vollendete Siedlung der nationalsozialistischen Ära in Berlin entstand am Grazer Damm (Schöneberg).
Krieg und Wiederaufbau
Sachbauten und Prestige-Projekte nach der Stunde Null
In den Kriegsjahren kam der Wohnungsbau zum Erliegen, die meisten Bauvorhaben wurden ab 1941 aufgegeben, für die Germania-Planungen wurden noch 1942 Wohnungen abgerissen. Nach dem Bombenkrieg in Berlin war rund ein Drittel aller Gebäude total zerstört oder schwer beschädigt. Der Wiederaufbau kam in den 50er-Jahren in Fahrt mit schmucklosen Zweckbauten, aber auch mit großen Prestige-Projekten: Im Westteil der Stadt schufen 53 Architekten aus 13 Ländern das neue Hansaviertel, im Osten entstanden die “Arbeiterpaläste” der Stalinallee im sowjetischen Zuckerbäckerstil.
Geteilte Stadt
"Kahlschlagsanierungen" und Plattenbauten in Ost und West
Nach dem Mauerbau verwirklichten Planer in beiden Teilen ihre eigenen Visionen einer neuen Stadt. Dabei wurden die als Mietskasernen geschmähten Altbauten vernachlässigt oder abgerissen. In West-Berlin verschwanden bei so genannten “Flächensanierungen” (auch “Kahlschlagsanierungen” genannt) die Häuser ganzer Straßenzüge, wie in Wedding oder Neukölln. Neue Wohnträume wurden am Stadtrand wahr: Im Westen das Märkische Viertel, Marienfelde Süd oder das Falkenhagener Feld - im Ostteil die Plattenbausiedlungen in Marzahn, Hohenschönhausen oder später in Hellersdorf. Die Altbaugebiete wurden in beiden Teilen der Stadt erst spät von offizieller Seite wiederentdeckt.
Mauerfall bis Jahrtausendwende
Das neue Berlin wächst vor allem im Ostteil der Stadt
Im Ostteil verwirklichten sich nach dem Mauerfall viele den Traum vom eigenen Haus mit Garten. Auf bislang unbebauten Flächen entstanden neue Siedlungen mit Einfamilienhäusern und kleineren Wohnblöcken, wie im Nordosten in den Ortsteilen Karow, Blankenburg und Französisch Buchholz. In Gegenden, wo schon Einfamilienhäuser standen, kamen neue hinzu. Besitzer teilten ihre relativ großen Grundstücke - im großen Stil zwischen Tierpark und östlichem Stadtrand, in den Ortsteilen Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf. Und der Potdamer Platz war damals die größte innerstädtische Baustelle Europas. Zugleich wurden die Altbauten in der Innenstadt renoviert, sie blieben lange bezahlbar. Denn der erwartete Berlin-Boom blieb zunächst aus.
Neuer Berlin-Boom
Nach Wohnungsbau-Pause wächst Berlin plötzlich
Nach der Jahrtausendwende stagnierte der Wohnungsbau. Mehr Menschen kehrten Berlin den Rücken als kamen. Das änderte sich erst 2003 wieder, seitdem wächst die Stadt kräftig durch Zuzug. Doch neue Wohnhäuser entstanden in den Nullerjahren so wenig wie in keinem anderen Jahrzehnt nach dem Krieg - und danach vornehmlich Eigentumswohnungen für eine zahlungskräftige Klientel. Darunter sind Luxusbauten wie das Yoo in Mitte oder der umstrittene Wohnturm „Living Levels“ an der East Side Gallery. Wegen des akuten Mangels an preiswertem Wohnraum wird mittlerweile wieder in Großprojekten gedacht.