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Die Sonntagsfrage vertont

Der Sound zum tiefen Fall der SPD

Von 46 Prozent im Jahr 1998 auf unter 16 heute: So klingt der Absturz der Sozialdemokraten. Wir haben Umfragewerte der vergangenen 20 Jahre in Töne umgewandelt - und bieten sie zum Remixen an.

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Triumph für Schröder beendet die Ära Kohl

Nach 16 Jahren im Amt wird Helmut Kohl (CDU) abgewählt. Mit 40,9 Prozent wird die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder (Foto) stärkste Kraft. Damit löst erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine Oppositionspartei die Regierung direkt nach Wahlen ab. Schröder präsentiert sich mit seinem Kurs auf die „Neue Mitte“ als Modernisierer. Die Sozialdemokraten sind auf ihrem Höhepunkt - und starten mit den Grünen ein neues Regierungsprojekt.

2

Runter mit Lafontaine, hoch dank CDU-Spendenaffäre

Im ersten Kabinett Schröder gibt es von Anfang an Turbulenzen - vor allem zwischen dem Bundeskanzler und seinem innerparteilichen Widersacher Oskar Lafontaine (Foto). Dieser schmeißt am 11. März 1999 völlig unerwartet seine Ämter als SPD-Chef und Finanzminister hin. Die SPD sackt bis zum Herbst auf 30 Prozent (Infratest dimap: 23.10.1999) ab. Eine Krise der Union rettet die Sozialdemokraten aus diesem Tief: Nach Bekanntwerden des CDU-Spendenskandals wenden sich ab November die Umfragewerte zugunsten der SPD.

3

Hartz-IV lässt SPD unter 30 Prozent stürzen

Trotz Rückschlägen in der ersten Amtszeit gewinnt Schröders SPD die Bundestagswahl - vor allem wegen der Elbeflut und des Neins zu einem möglichen Irakkrieg. Doch 2003 geht es rapide abwärts: Schröders Agenda 2010 sorgt für Streit innerhalb der Partei, und die SPD rutscht nach dem Sommer in allen Umfragen unter 30 Prozent – bis zu einem vorläufigen Tiefstwert von 23 Prozent (erstmals Emnid: 12.03.2004). Insbesondere die Hartz-IV-Gesetze führen zu Protesten - und auch zur Gründung der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG). Genossen des linken Flügels wie Lafontaine verlassen die SPD.

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Im Abwärtssog mit der ersten Groko unter Merkel

Nach mehreren verlorenen Landtagswahlen stellt Schröder die Vertrauensfrage, um Neuwahlen am 18. September 2005 zu ermöglichen. Doch er verpokert sich: Die Union gewinnt knapp mit 35,2 Prozent - und die Sozialdemokraten werden mit einem Prozentpunkt weniger Juniorpartner in der ersten Groko unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die angestoßenen Arbeitsmarktreformen setzt die Koalition fort. Die größten Kritiker - die PDS und WASG - fusionieren im März 2007 zur Partei Die Linke. Ex-SPD-Chef Lafontaine wird deren Co-Vorsitzender. Für die SPD geht es Ende dieser Wahlperiode bergab zur 20-Prozentmarke.

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Kräftesammeln in der Opposition gegen Schwarz-Gelb

Unter Merkel in einen Abwärtssog geraten, kommt die SPD bei der Bundestagswahl 2009 auf nur noch 23 Prozent - das bis dahin schlechteste Bundestagswahlergebnis ihrer Geschichte. Die Sozialdemokraten gehen in die Opposition - zu Beginn mit schlechten Umfragewerten: Erstmals liegen sie im November unter 20 Prozent (Forsa: 19 Prozent am 25.11.2009). In der Eurokrise kämpfen sich die Sozialdemokraten unter Parteichef Sigmar Gabriel und Oppositionsführer Frank-Walter Steinmeier (Foto, v.l.) in den Umfragen leicht nach oben. Dabei profitieren sie vor allem von einer Enttäuschung über Schwarz-Gelb. So kann die SPD wieder Erfolge bei Landtagswahlen erzielen.

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Umfrage-Ebbe unter Merkel - bis zum Schulz-Hype

Nach der Bundestagswahl 2013 tritt die SPD wieder in eine Groko ein - und kann dort sozialdemokratische Anliegen wie den Mindestlohn oder die Rente mit 63 durchsetzen. Der SPD gelingt es aber nicht, dies zu vermitteln. Sie verharrt in den Umfragen deutlich unter 30 Prozent - bis die Partei Martin Schulz (Foto) zu ihrem 100-Prozent-Chef macht und als Kanzlerkandidat ins Rennen schickt. Merkel ist angeschlagen und der vermeintliche Neuanfang katapultiert die SPD innerhalb von nicht einmal vier Wochen von 21 Prozent (Forsa 25.01.2017) auf einen Umfrage-Gipfel von 33 Prozent (Emnid 18.02.2017).

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Mit Groko-Off/On zum vorläufigen Tiefpunkt

Als hätten die Sozialdemokraten mit Schulz Anlauf zu einem tiefen Sprung genommen, sinken die Umfragewerte noch vor der Bundestagswahl 2017. Nach dem historisch schlechtesten Ergebnis für die SPD (20,5 Prozent) verkündet Schulz noch am Wahlabend den Gang in die Opposition und schließt kategorisch aus, Minister unter Merkel werden zu wollen. Nach dem Scheitern von Jamaika will die SPD-Spitze doch wieder in eine Groko. Dagegen formiert sich eine innerparteiliche Protestbewegung – mit Juso-Chef Kevin Kühnert (Foto) als Frontmann. Die „Ära Schulz“ wird zur kurzen Episode.

Quellen und Methodik

Die Grafik und die daraus abgeleitete Tonfolge basieren auf den Umfrageergebnissen verschiedener Meinungsforschungsinstitute auf die sogenannte Sonntagsfrage "Wenn am nächsten Tag Bundestagswahl wäre ...?". Die Umfragewerte stammen von Wahlrecht.de. Ausgewertet wurden 3838 Umfragen von Januar 1998 bis Ende Februar 2018.

Es handelt sich laut Angaben der Institute um repräsentative Umfragen, bei denen aber statistische und systematische Fehler auftreten können. Zu jedem Zeitpunkt berechnen wir deshalb einen Durchschnitt der umliegenden fünf Prozent der Umfragen aller sieben Institute. Je näher die Werte an diesem Zeitpunkt liegen, desto stärker fallen sie ins Gewicht. Daraus ergibt sich die Durchschnittslinie. Zusätzlich zeigen wir jede einzelne Umfrage im Hintergrund.

Der jeweilige Durchschnittswert zum ersten Tag eines Monats wurde gerundet und in Noten umgewandelt. Daher werden 242 Tonwerte auf einer Ganztonleiter von D5 bis C1 gespielt. Hier können Sie die Berechnungen einsehen und die Rohdaten herunterladen.

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