Kaum ein Wahlkampfversprechen hat die eingefleischten Fans von Donald Trump so elektrisiert wie seine Pläne für eine „große, schöne, mächtige Mauer“ an der Grenze zu Mexiko. Bis zu 15 Meter hoch soll sie sein, aus Beton und Stahl auf einer Länge von 1600 Kilometern, was der Luftlinie zwischen Berlin und Moskau entspricht. Das wäre die Hälfte des rund 3200 Kilometer langen Grenzverlaufs zwischen den USA und Mexiko. Wegen natürlicher Barrieren und anderer vorhandener Hindernisse müsste die Grenze laut Trump nicht komplett bebaut werden. Allerdings sind die Mauerpläne teuer, kompliziert und könnten bisweilen sogar kontraproduktiv sein.
Kurz nach seiner Amtsübernahme machte Trump schnell ernst mit seinem Versprechen, die Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten zu verschärfen. Der US-Präsident erließ am 25. Januar ein Dekret, mit dem der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko in die Wege geleitet werden soll. Trump sagte dem Sender ABC, er wolle mit den Planungen sofort und mit dem Bau so schnell wie möglich beginnen, vermutlich innerhalb von Monaten.
Die genauen Details zur Finanzierung der Pläne waren zunächst noch unklar. Trumps Sprecher Sean Spicer sagte, dass zunächst bestehende Mittel des Heimatschutzministeriums genutzt werden sollen. Dann soll geprüft werden, inwieweit der Kongress bereitstellen kann. Mexiko soll laut Trump für die Kosten zu einem späteren Zeitpunkt aufkommen müssen - und zwar „zu 100 Prozent“, wie er ABC sagte. Mexikos Regierung hatte allerdings wiederholt betont, dass das Land das nicht tun werde.
Mauer soll bis zu 37 Milliarden Euro kosten
Trump selbst hatte im Wahlkampf von Kosten in Höhe von acht Milliarden Dollar (7,4 Millarden Euro) gesprochen - für die 1600 Kilometer, auf denen er die Mauer errichten will. Nach einer Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) könnte die Mauer bis zu 40 Milliarden US-Dollar (rund 37 Milliarden Euro) kosten. Trump hatte im Wahlkampf immer wieder versprochen, er werde Mexiko dazu zwingen, für die Mauer zu zahlen. Die mexikanische Regierung weist das natürlich weit von sich. „Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass sie nicht im Budget steht“, sagte der mexikanische Finanzminister José Antonio Meade kürzlich.
Doch egal wie viel die Mauer kosten würde, Sicherheitsexperten zweifeln an dem Nutzen für den Grenzschutz. Eine Betonmauer könnte der Überwachung der Grenze sogar schaden, weil sie die Sicht der Beamten behindere, geben die Experten zu bedenken. Sinnvoller sei eine Erweiterung des Stahlzauns, der bereits jetzt auf rund einem Drittel des Grenzverlaufs die USA von Mexiko trennt.
Außerdem lauern juristische Fallstricke. Teile des Grenzgebiets stehen unter Naturschutz, andere sind in Privatbesitz. Ein 75 Meilen (rund 120 Kilometer) langer Abschnitt zwischen dem US-Bundesstaat Arizona und Mexiko wird von dem Indianerstamm Tohono O'odham verwaltet. Nur der Kongress könnte das Gebiet aus dem Trust herauslösen - das gilt als so gut wie unmöglich.
Expertin: Mehr Grenze, mehr illegale Einwanderer
Ob eine Betongrenze für weniger illegale Einwanderung sorgt, ist fraglich. Zwischen 1986 und 2010 haben die USA 35 Milliarden Dollar (rund 33 Millionen Euro) in die Verbesserung der Grenzsicherheit investiert - ohne messbaren Erfolg. Heute leben schätzungsweise elf Millionen Menschen illegal in den USA. „Die Ausgaben für die Militarisierung der Grenze haben zu einem Wachstum der illegalen Einwanderung geführt“, sagt die Soziologie-Professorin Mary Waters von der Harvard-Universität. „Wenn wir einfach nichts getan hätten, wäre die Zahl der Einwanderer ohne Papiere geringer.“