Sonntagsfragen seit 2013

Wann die AfD gewinnt - und verliert

Die AfD ist bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg zweitstärkste Kraft geworden. Ihre junge Geschichte ist eine Geschichte der Flügelkämpfe, an deren Ende die Partei stets noch weiter nach rechts gerückt ist. Umfrage-Werte laufen erstaunlich synchron zu diesen Phasen - bislang. Nun driften sie in Ost und West auseinander, so stark wie nie.

Lucke-Phase
Februar 2013 - Juli 2015
Rechtsliberale Euroskeptiker: Die AfD startet als Anti-Euro-Partei - begleitet von einem Mix aus marktliberalen Positionen und restriktiveren Tönen in der Migrationspoltik. Sie bindet Protestwähler an sich und wird bereits in dieser Phase rechts von CDU/CSU verortet.
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6. Februar 2013
Gründung der AfD

Im Gemeindesaal der Christuskirche im hessischen Oberursel treffen sich 18 Männer und gründen die „Alternative für Deutschland“. Der Parteiname stammt noch aus dem Vorläufer-Verein „Wahlalternative 2013“ und bezieht sich auf die Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Euro-Rettung „alternativlos“ sei.

13. April 2013
Erster Parteitag

Lucke auf dem Gründungsparteitagdpa/picture allianceZwei Monate nach der eigentlichen Gründung in Oberursel werden auf dem medienwirksamen Berliner „Gründungsparteitag“ Bernd Lucke, Konrad Adam und Frauke Petry zum Chef-Trio der AfD gewählt - und ein Programm für die bevorstehende Bundestagswahl beschlossen. Das bestimmende Thema: der Ausstieg aus dem Euro. Volkswirtschaftsprofessor Lucke wird das Gesicht der Anti-Euro-Partei.

22. September 2013
AfD verfehlt knapp Einzug in den Bundestag

Die AfD tritt erstmals zur Bundestagswahl und zur am selben Tag stattfindenden Landtagswahl in Hessen an. Den Einzug in die Parlamente verfehlt sie nur knapp mit 4,7 Prozent (Bundestag) und 4,1 Prozent (Hessen). Auf eine Kandidatur bei der bayerischen Landtagswahl hatte die Partei eine Woche zuvor noch verzichtet. Trotz des Scheiterns an der Fünf-Prozent-Hürde ist das Abschneiden bei der Bundestagswahl ein historischer Erfolg: Es ist das beste Ergebnis einer erst neu gegründeten Partei seit 60 Jahren.

Bundestagswahl: 4,7 Prozent

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25. Mai 2014
Triumph bei Europawahl - AfD erstmals im Parlament

Die AfD schafft zum ersten Mal bei Wahlen den Sprung in ein Parlament: Mit einem Ergebnis von 7,1 Prozent kann sie nach der Europawahl sieben Abgeordnete nach Brüssel entsenden. Zum Ende der Legislaturperiode - fünf Jahre später - wird nur noch ein Europa-Abgeordneter AfD-Mitglied sein: der jetztige Co-Parteichef Jörg Meuthen. Zeitgleich zur EU-Wahl finden in zehn Bundesländern Kommunalwahlen statt - und viele AfD-Kandidaten verankern sich in den Gemeinden.

Europawahl: 7,1 Prozent

31. August 2014
Erfolge im Osten - AfD erobert ersten Landtag

Die AfD fasst Fuß in der Landespolitik: Bei der Landtagswahl in Sachsen bekommt die Partei jede zehnte Stimme (9,7 Prozent). Zwei Wochen später wird sie mit 10,6 Prozent in den Thüringer Landtag gewählt - und mit 12,2 Prozent in den Brandenburger. Die AfD ist schon 2014 keine ein-Themen-Partei mehr, insbesondere im Osten punktet sie auch mit einer restriktiven Einwanderungspolitik.

Sachsen-Wahl: 9,7 Prozent

12. Januar 2015
Pegida auf dem Höhepunkt

Pegida-Kundgebung in Dresdendpa/picture allianceRund 25.000 Demonstranten versammeln sich in Dresden bei der bis heute größten Kundgebung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung. Die AfD ist uneinig über ihr Verhältnis zu Pegida und deren Zielen, ein Richtungsstreit innerhalb der AfD hat längst begonnen.

14. März 2015
„Erfurter Resolution" fordert Kurs nach rechts

Mit der „Erfurter Resolution“ versuchen AfD-Mitglieder um Björn Höcke (Thüringen) und André Poggenburg (Sachsen-Anhalt), die Partei gegen ihren Gründer und Chef Bernd Lucke auf einen rechtskonservativen, nationalistischen Kurs zu bringen. Die rechte Gruppierung nennt sich „Der Flügel“, das Pamphlet gilt heute als seine Gründungsurkunde. Nur elf Tage später haben schon 1600 Parteimitglieder die Resolution unterzeichnet. Als einer der ersten ist auch Alexander Gauland dabei.

Petry-Phase
Juli 2015 - April 2016
Erster Rechtsruck: Nach der Abspaltung des wirtschaftsliberalen Flügels schlägt die Partei einen deutlichen Kurs nach rechts ein. Mit der Flüchtlingskrise von 2015 hat sie im Wesentlichen ein Thema: die Migration. Merkels „Wir schaffen das“ wirkt wie ein Turbo-Antrieb für die AfD.
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4. Juli 2015
Petry gewinnt Duell gegen Lucke

Petry als neue Chefin in Essendpa/picture allianceAuf dem Parteitag in Essen kommt es zum Showdown zwischen dem nationalkonservativen über den wirtschaftsliberalen Parteiflügel - zu einer Kampfabstimmung um den Vorsitz zwischen Frauke Petry und Bernd Lucke. Petry bekommt mit Unterstützung des rechten „Flügel“ fast zwei Drittel der Stimmen (60 Prozent), Lucke 38,1 Prozent. Eine Austrittswelle ist die Folge. Lucke gründet nur zwei Wochen später die Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA). Mit der Abspaltung verliert die AfD zu dieser Zeit ein Fünftel der Mitglieder.

Erstes Umfragetief: 3 bis 5 Prozent

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31. August 2015
Merkel: „Wir schaffen das“

Selfie mit Geflüchteten: Merkel im September in Berlindpa/picture alliance„Wir haben so vieles geschafft - wir schaffen das!“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts des Flüchtlingskrise vor Journalisten in Berlin. Im August kommen täglich fast 3500 Gefüchtete. Und es sollten wenig später bis zu 13.000 täglich werden. Als am 4. September Tausende von Ungarn über Österreich nach Deutschland unterwegs sind, entschließt sich Merkel, die Grenzen offen zu lassen und die Menschen aufzunehmen. Es ist ihre umstrittenste Entscheidung, die das Land spalten und für den größten Auftrieb bei der AfD sorgen wird.

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13. März 2016
Bis dahin höchstes Ergebnis bei Landtagswahlen

Die AfD erreicht als Anti-Merkel-Partei neue Höhen: Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt wählte sie jeder Vierte (24,3 Prozent). Der bis dahin größte AfD-Wahlerfolg sollte die erste Kenia-Koalition (CDU, SPD, Grüne) auf Landesebene zur Folge haben. Doch nicht nur in den neuen Bundesländern ist die AfD im Aufwind. Am selben Tag erzielt die Partei auch im Westen zweistellige Erfolge: bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg (15,1 Prozent) und Rheinland-Pfalz (12,6 Prozent).

Sachsen-Anhalt-Wahl: 24,3 Prozent

4. September 2016
Erfolge in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin

Am 4. September überspringt die AfD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern die 20-Prozent-Marke (20,8 Prozent) und wird damit hinter der SPD zweitstärkste Kraft. Auch bei der Berlin-Wahl - zwei Wochen später - kann die AfD mit 14,2 Prozent deutlich punkten. Das Berliner Abgeordnetenhaus ist damit das zehnte Landesparlament, in dem die Rechtspopulisten vertreten sind.

Mecklenburg-Vorpommern-Wahl: 20,8 Prozent

17. Januar 2017
Höcke: „Denkmal der Schande“

Bei einer Veranstaltung der Jungen Alternative in Dresden bezeichnet Thüringens AfD-Chef Björn Höcke das Berliner Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ und fordert eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Das sorgt international für Empörung - und führt auch parteiintern zu heftiger Kritik. Parteichefin Petry setzt daraufhin ein Partei-Ausschlussverfahren in Gang. Der damalige AfD-Vize Gauland nimmt Höcke dagegen in Schutz.

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23. April 2017
Parteichefin Petry bei Kölner Parteitag entmachtet

Neuer Rechtsruck: Petry scheitert auf Kölner Parteitagdpa/picture allianceDie AfD kürt beim Bundesparteitag in Köln Alice Weidel und Partei-Vize Gauland als Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl - mit zwei Drittel der Stimmen. Damit ist die Entmachtung von Parteichefin Petry besiegelt. Sie war im Vorfeld damit gescheitert, die Partei auf einen realpolitischen Kurs einzuschwören - mit dem Ziel, mitzuregieren. Nun geht es mit ihrem Widersacher Gauland weiter nach rechts.

Zweites Umfragetief: 7 bis 10 Prozent

Gauland-Phase
April 2017 - heute
Etablierung der „Völkischen“: Gauland steigt zur wichtigsten Leitfigur der Partei auf - auch dank des „Flügel“. Ohne die völkische Gruppierung um Höcke geht nichts mehr. Parteichef Galaund lässt die Zügel meist locker, greift nur ein, wenn er muss. Doch auch er kann nicht verhindern, dass harte Flügelkämpfe wieder aufbrechen.
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24. September 2017
AfD wird drittstärkste Kraft bei Bundestagswahl

Die Spitzenkandidaten Gauland (l.) und Weidel bei der AfD-Wahlpartydpa/picture allianceErstmals seit den 50er-Jahren zieht eine Partei rechts von CDU/CSU in den Bundestag ein. Laut einer Umfrage (Infratest-Dimap) war Migration bei der Wahl das wichtigste Thema der Deutschen. Die AfD wird mit 12,6 Prozent die drittstärkste Kraft und kommt auf 94 Sitze. Nur einen Tag danach kündigt Noch-Parteichefin Petry an, der Fraktion nicht angehören zu wollen - und tritt wenig später aus der AfD aus. AfD-Strippenzieher Gauland wird später, im Dezember, auch offiziell Partei-Chef, neben Meuthen.

Bundestagswahl: 12,6 Prozent

14. März 2018
Groko nimmt Arbeit auf - gebremst vor der Bayernwahl

Fast ein halbes Jahr vergeht, bis die neue Bundesregierung ihre Arbeit aufnimmt. Nach gescheiterten Jamaika-Verhandlungen ist es wieder eine große Koalition. Doch die im Oktober bevorstehende Bayern-Wahl wird die Arbeit ausbremsen. Mit der Schwäche dieser „Notlösung“ Groko steigt auch die AfD in den Umfragen.

1. Juli
Asylstreit eskaliert - Seehofer kündigt Rücktritt an

Horst Seehofer kündigt seinen Rücktritt als Bundesinnenminister und als CSU-Chef an. Grund: der Asylstreit zwischen CSU und CDU. Seehofer will in anderen EU-Staaten registrierte Geflüchtete an deutschen Grenzen abweisen. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt ihn vor einem Alleingang. Der Streit eskaliert zu einer handfesten Regierungskrise. Der Innenminister tritt zwar bereits am 2. Juli vom Rücktritt zurück und beide Seiten verkünden einen Kompromiss. Das Thema wird aber den politischen Sommer bestimmen.

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1. September 2018
Höcke marschiert mit Neonazis in Chemnitz

Höcke in Chemnitz, hinter ihm: Pegida-Gründer Lutz Bachmanndpa/picture allianceDie AfD führt einen sogenannten „Schweigemarsch“ in Chemnitz an, ganz vorn dabei drei AfD-Landeschefs: Björn Höcke (Thüringen), Jörg Urban (Sachsen) und Andreas Kalbitz (Brandenburg). Alle sind heute zugleich die Spitzenkandidaten für die bevorstehenden Landtagswahlen 2019 im Osten. Sie marschieren zusammen mit der fremdenfeidlichen Pegida, der rechtsradikalen Vereinigung Pro Chemnitz sowie zahlreichen Neonazis. Die AfD erzielt zu dieser Zeit ihre bundesweit bislang höchsten Umfragewerte. Doch Chemnitz markiert zugleich einen Wendepunkt für die Partei in den Umfragen.

Umfrage-Hoch: 17 (mehrere) bis 19 Prozent (Insa)

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15. Januar 2019
Verfassungschutz nimmt AfD öffentlich ins Visier

Nachdem Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde, bläst der AfD nun Gegenwind von der Behörde zu: Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärt die gesamte AfD zu einem „Prüffall“ und die innerparteiliche Bewegung um Höcke „Der Flügel“ sowie die Jugendorganisation Junge Alternative zu „Verdachtsfällen“. Die AfD wehrt sich gerichtlich mit Erfolg gegen die Bezeichnung „Prüffall“: Der Verfassungsschutz spricht seit März nicht mehr davon - prüft aber weiter.

26. Mai 2019
Europawahl: AfD stagniert im Westen - boomt aber im Osten

Die AfD schneidet bei der Europawahl insgesamt schlechter ab als erwartet. Mit 11 Prozent bleibt sie unter dem Ergebnis der Bundestagswahl. Das bestimmende Thema in der politischen Debatte ist nicht mehr die Migration, sondern seit den Schülerprotesten der „Fridays for Future“-Bewegung der Klimawandel. Doch während die AfD im Westen meist einstellig bleibt, ist sie in vielen Kreisen Ostdeutschlands stärkste Kraft. Drei Monate später wird sie in Sachsen mit 27,5 Prozent ihr bundesweit bislang stärkstes Ergebnis bei Landtagswahlen holen.

Europawahl: 11 Prozent

Die AfD in der bundesweiten Sonntagsfrage
Ein Punkt, eine Umfrage
Mittelwert der Umfragen
Quelle: Wahlrecht.de
20132014201520162017201820190 %5 %10 %15 %20 %123456789
Lucke-Phase
Rechtsliberale Euroskeptiker
Petry-Phase
Erster Rechtsruck
Gauland-Phase
Etablierung der „Völkischen“

Ein Thema mit „alternativen“ Positionen klar besetzen, mit Protest-Attitüde gegen die Regierungspolitik ins Umfragehoch - und durch einen innerparteilichen Machtkampf wieder abwärts in der Wählergunst. So verlaufen die Konjunkturzyklen der AfD - bislang. Am Ende jeder Phase ist die Partei stets weiter nach rechts gerückt.

Erst war es die Eurokrise. Doch den steilsten Aufstieg bescherte der AfD der Sommer 2015, als bis 2016 insgesamt mehr als eine Million Geflüchtete und Migranten nach Deutschland kamen. Das Thema bestimmt seitdem den Markenkern der AfD. Bundesweit stagniert die Partei damit seit Jahresbeginn 2019 in den Umfragen, wenn auch auf hohem Niveau. Doch ihre Zustimmungswerte haben sich im Ländervergleich weit auseinander entwickelt - besonders zwischen neuen und alten Bundesländern.

Der Auf- und Abstieg in den Ländern
Die einzelnen Umfragen in den Bundesländern ("Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl wäre ...?") zeigen im Vergleich zum Deutschland-Trend, wie sich die Zustimmung für die AfD auseinander entwickelt hat - besonders zwischen Ost und West.
Schleswig-Holstein
Letzte Umfrage: 7 %
0 %15 %30 %
Hamburg
Letzte Umfrage: 10 %
0 %15 %30 %
Mecklenburg-Vorpommern
Letzte Umfrage: 18 %
0 %15 %30 %
Bremen
Letzte Umfrage: 7 %
0 %15 %30 %
Niedersachsen
Letzte Umfrage: 8 %
0 %15 %30 %
Berlin
Letzte Umfrage: 10 %
0 %15 %30 %
Brandenburg
Letzte Umfrage: 21 %
0 %15 %30 %
Nordrhein-Westfalen
Letzte Umfrage: 7 %
0 %15 %30 %
Hessen
Letzte Umfrage: 13 %
0 %15 %30 %
Sachsen-Anhalt
Letzte Umfrage: 21 %
0 %15 %30 %
Sachsen
Letzte Umfrage: 26 %
0 %15 %30 %
Saarland
Letzte Umfrage: 8 %
0 %15 %30 %
Rheinland-Pfalz
Letzte Umfrage: 11 %
0 %15 %30 %
Thüringen
Letzte Umfrage: 24 %
0 %15 %30 %
Baden-Württemberg
Letzte Umfrage: 12 %
0 %15 %30 %
Bayern
Letzte Umfrage: 9 %
0 %15 %30 %
Umfragewerte mehrheitlich im oder unter und über dem Bundesdurchschnitt

Die AfD setzt sich in den ostdeutschen Bundesländern deutlich vom Bundestrend ab. Das war nicht von Anfang an so. In der ersten Phase unter Lucke entwickelten sich die Umfragewerte in den Ländern zunächst ähnlich. Zwar lagen sie in Sachsen und Thüringen schon 2013 über dem Mittel zur bundesweiten Sonntagsfrage - und nach dem Einzug in die dortigen Landtage 2014 erst recht. Doch von einem Gleichschritt im Osten konnte noch nicht die Rede sein: So fand die AfD in Mecklenburg-Vorpommern lange weniger Anklang als in vielen westlichen Bundesländern.

Das änderte sich drastisch mit der Flüchtlingskrise. Seit Anfang 2016 liegen die Umfragewerte in Ostdeutschland stets deutlich über dem West-Durchschnitt. Und mit hohen Wahlergebnissen ist die AfD im Osten mittlerweile auch stärker in der regionalen Politik verankert. Dies vergrößert den Abstand. Trotz der Etablierung in Gemeindevertretungen und Landesparlamenten gilt sie in Ostdeutschland nach wie vor auch als Denkzettel-Partei.

Ost und West so weit auseinander wie nie

In den alten Bundesländern hat die Partei dagegen ihren Zenit möglicherweise überschritten. Der Abstand in den Umfragen zwischen Ost und West ist so groß wie noch nie. Und seit diesem Frühjahr entwickeln sich beide Teile sogar gegenläufig. Ob sich dieser Trend fortsetzt, ist noch unklar.

Es könnte sein, dass sich hier der Beginn einer weiteren Phase abzeichnet – die der AfD als Ostpartei, eine „Höcke-Phase“. Nach den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen, aus denen die AfD jeweils als zweitstärkste Kraft hervorgegangen ist, wird wohl nun der völkische „Flügel“ um Höcke an Einfluss gewinnen. Die innerparteilichen Kämpfe, die jetzt schon viele Landesverbände auch im Westen lähmen, dürften noch härter werden.

Die AfD im Ost-West-Vergleich
20132014201520162017201820190 %5 %10 %15 %20 %25 %
Östliche Bundesländer
Bundesdurchschnitt
Westliche Bundesländer
Mittelwerte der Länderumfragen (Berlin ausgenommen) im Vergleich zum Bund
Was die Grafiken zeigen

Die Grafiken basieren auf den Umfrageergebnissen verschiedener Meinungsforschungsinstitute auf die sogenannte Sonntagsfrage "Wenn am nächsten Tag Bundestagswahl wäre ...?". Die Umfragewerte stammen von Wahlrecht.de. Ausgewertet wurden mehr als 2000 Umfragen von Februar 2013 bis Mitte August 2019 (1512 Umfragen zum Bundestag, 565 zu den Landtagen).

Durchschnittslinie für Bundestagswahl

Es handelt sich laut Angaben der Institute um repräsentative Umfragen, bei denen aber statistische und systematische Fehler auftreten können. Für die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl (große Grafik) haben wir deshalb zu jedem Zeitpunkt einen Durchschnitt der umliegenden zehn Prozent der Umfragen aller Institute berechnet. Je näher die Werte an diesem Zeitpunkt liegen, desto stärker fallen sie ins Gewicht. Daraus ergibt sich die Durchschnittslinie - die sogenannte Loess-Kurve.

Länder-Vergleich zum Bundesdurchschnitt

Zusätzlich zeigen wir jede einzelne Umfrage im Hintergrund - als blaue Punkte. Auf Ebene der einzelnen Bundesländer gibt es zeitlich nur unregelmäßig Umfragewerte ("Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl wäre ...?"). Eine mit dem Bund vergleichbare Durchschnittslinie ist somit nicht möglich. Deshalb werden bei den Ländern (kleine Grafiken) nur die tatsächlichen Umfragewerte (blaue Punkte) mit der Durchschnittslinie des Bundes verglichen.

Ost-West-Vergleich, Berlin ausgenommen

Zudem wird in einer Grafik die Entwicklung der AfD-Ergebnisse bei den Landtagsumfragen zwischen Ostdeutschland und alten Bundesländern verglichen - hier wiederum mit je einer Durchschnittslinie. Berlin - als einziges Ost-West-Bundesland - ist von der Betrachtung ausgenommen. Hier liegen die Umfrage-Ergebnisse auch stets nahe am Bundesdurchschnitt, was die Berliner Umfragegrafik auch verdeutlicht.

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