Mehr als sechs Jahrzehnte hat Atomkraft in Deutschland für Strom gesorgt: Nun endete das deutsche Atomzeitalter, als am 15. April mit dem AKW Emsland (Niedersachsen), mit Neckarwestheim-2 in Baden-Württemberg und mit Isar-2 in Bayern die letzten drei Reaktoren vom Netz getrennt wurden. Was bleibt, ist hochradioaktiver Müll für zehntausende Jahre.
Das erste kommerzielle Kernkraftwerk lag in Unterfranken (Bayern): Das AKW Kahl wurde im November 1960 erstmals hochgefahren und lieferte nach einer Versuchsphase ab Februar 1962 Strom im kommerziellen Betrieb – 23 Jahre lang. Der Atommeiler war auch der erste, der wieder vollständig verschwunden ist. Auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände liegt heute ein Gewerbegebiet.
Ab den 70er Jahren nahmen in Deutschland immer mehr Kernreaktoren ihren Betrieb auf. Zugleich bekam die Anti-Atombewegung verstärkt Zulauf. Mit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 wurden breiten Teilen der deutschen Bevölkerung die Risiken bewusst. Doch die Atomstromproduktion stieg: Im Jahr 1990 waren rund 26 Atommeiler aktiv. Heute müssten rund 15.700 Windkraftanlagen aufgestellt werden, um dieselbe Menge Strom im Jahr zu produzieren.
Erst durch die rot-grüne Bundesregierung wurde der Atomausstieg zur Jahrtausendwende konkret in Angriff genommen, mit dem Atomkonsens zwischen Regierung und Betreibern sowie schließlich der Novellierung des Atomgesetzes von 2002. Eigentlich wollte die folgende schwarz-gelbe Koalition den Ausstieg zurückdrehen, die Laufzeiten waren 2010 schon verlängert. Doch Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 sorgte für einen Sinneswandel. Der Bundestag beschloss daraufhin, den Atomausstieg festzuschreiben.
Seit Anfang der 2000er Jahre wird die Atomenergie für die Stromerzeugung unwichtiger. Im Jahr 2000 produzierten Atomkraftwerke rund 30 Prozent des Stroms in Deutschland. Im vorigen Jahr hatte die Kernkraft nur noch einen Anteil von sechs Prozent am deutschen Strommix. Auf ähnlich niedrigem Niveau waren zur Jahrtausendwende (2000: 6,8 Prozent) die erneuerbaren Energien. Im vorigen Jahr produzierten erneuerbare Quellen wie Windkraft- und Solaranlagen fast die Hälfe des Stroms (45 Prozent) hierzulande.
Doch nach dem Finale beim Atomausstieg bleiben die Probleme: Strahlender Atommüll für zehntausende Jahre. Besonders der hochradioaktive Müll ist aufgrund seiner langen Strahlung schwer langfristig zu lagern. Für schwach- und mittelradioaktive Abfälle gibt es bereits das Endlager Konrad beim niedersächsischen Salzgitter. Ab 2027 sollen hier die Abfälle untergebracht werden.
Die Karte zeigt, wo sich in Deutschland hochradioaktiver Abfälle befinden. Sie machen nur fünf Prozent der Gesamtmenge aller radioaktiven Abfälle in Deutschland aus. Sie sorgen aber für 99 Prozent der Strahlung.
In der Regel befinden Sie sich die strahlenden Brennelemente in Abklingbecken innerhalb des Kraftwerks oder in einem nahen Zwischenlager. Für diesen Müll gibt es bisher noch kein Endlager. Aktuell gibt es 90 Gebiete die für eine Endlagerung des hochradioaktiven Mülls in Frage kommen. Die Gesellschaft für Endlagerung rechnet intern nicht vor 2046 damit, dass die Politik ein geeigneter Standort bestimmt haben wird.