Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung bleibt Deutschland in vielen Belangen ein geteiltes Land. Doch die Grenzen verlaufen nicht nur zwischen Ost und West.
Zerschneide die Deutschlandkarte in zwei beliebige Teile und entdecke die Unterschiede bei 30 Merkmalen - von Millionärsdichte bis Graffiti!
Zum Schluss das Wetter: Im Osten geht die Sonne auf, und sie scheint dort auch länger als im Durchschnitt der alten Bundesländer. Allerdings liegt das wirklich am Norden und Westen. Wie es der Sonnenlauf vermuten lässt, liegen die meisten sonnigen Kreise in Süddeutschland, Sonnenkönigin war 2019 Stuttgart.
Wer im Osten lebt, stirbt im Allgemeinen früher. Doch bei der aktuellen Lebenserwartung gibt es ein viel stärkeres Nord-Süd-Gefälle. Besonders gut alt werden lässt es sich zwischen Ammer- und Starnberger See in Bayern (ø 83,6 Jahre), während es im ärmeren Bremerhaven fast sechs Lebensjahre weniger sind.
Seit 2007 gibt es das Elterngeld. Ausgerechnet in Bayern nehmen es besonders viele Väter in Anspruch: bei jeder zweiten Geburt. Wird damit das Klischee vom dort vorherrschenden traditionellen Familienbild widerlegt? Nicht ganz. Denn bei der Bezugsdauer rangieren die bayerischen Papas weit unten.
Von wegen faule Ossis: Erwerbstätige in Ostdeutschland arbeiten mehr als acht Tage länger als ihre Kolleg*innen im Westen - und verdienen immer noch weniger. Das höchste Arbeitspensum haben aber die Beschäftigten in der VW-Stadt Wolfsburg - und in Kusel im Pfälzer Bergland die meiste Freizeit.
Einfach losfahren, irgendwo halten, die Freiheit genießen: Urlaub mit dem Wohnmobil boomt - egal ob mit ausgebautem Bully oder Luxus-Eigenheim auf Rädern. In der Corona-Krise ist es der einzige Autotyp, der bei den Neuzulassungen zulegt. Doch beim Bestand ist es bislang ein West-Phänomen.
Kaum ein Merkmal macht die ostdeutschen Länder so sichtbar wie der Gehaltsabstand zwischen Männern und Frauen: Für Ostfrauen war und ist die volle Berufstätigkeit selbstverständlich. In 23 Kreisen und Städten verdienen sie sogar mehr - alle liegen im Osten, allen voran Cottbus und Frankfurt (Oder).
Rund eine Million Kinder besuchen eine Privatschule, jede*r elfte Schüler*in. Besonders hoch ist der Anteil im Osten. Dort, wo freie Schulen nicht erlaubt waren, begann nach der Wiedervereinigung ein Aufholprozess. Zugleich halbierte sich seitdem die Zahl der öffentlichen allgemeinbildenden Schulen.
Knapp 60 Kilogramm Fleisch verschlingen die Deutschen pro Kopf im Jahr, hauptsächlich Schwein. Es stammt aus immer größeren Mastbetrieben, auch für den Export. Der Kreis Vechta (Niedersachsen) ist seit Jahren die Toplage für die industrielle Schweinerei: Hier kommen auf jede* Bewohner*in neun Schweine.
Beim Wahlverhalten sind sich Ostdeutsche und Bayern in einem Punkt einig: Sie stimmen deutlich häufiger für kleine Parteien, die bislang nicht den Sprung in den Bundestag geschafft haben. Die "Sonstigen" haben dort bei der letzten Wahl bis zu 12,6 Prozent (Kreis Landshut) ausgemacht.
Fast sieben Prozent verlassen die Schule ohne Abschluss. Sorgenkind ist Ostdeutschland. So ist es in Eisenach (Thüringen) jede*r sechste Schüler. Als Gründe gelten ein vergleichsweise hoher Anteil an Förderschulen mit höheren Abbruchquoten, aber insbesondere das soziale Umfeld und Perspektivlosigkeit.
Deutschlands Olympioniken traten von 1968 bis 1988 getrennt an. Und die DDR buhlte um internationale Anerkennung durch Sport - mit allen Mitteln und großen Erfolgen. Im ewigen Medaillenspiegel steht “GDR” deutlich vor “FRG”, mit doppelt so vielen Medaillen und dreimal mehr Gold. Das wirkt nach.
DDR-Bürger*innen mussten zehn Jahre nur auf einen Trabi warten. Entsprechend hoch war der Nachholbedarf bei Autos. Die Ost-Bundesländer grenzen sich aber noch immer ab. Die Karte macht zudem Standorte der deutschen Autobauer sichtbar - und zeigt Berlin als Hauptstadt des Autoverzichts.
In Deutschland wird rund 240 Mal am Tag in Wohnungen eingebrochen. Dabei registriert die Polizei im Norden mehr als doppelt so viele Fälle pro Einwohner*in wie in den südlichen Kreisen. Einbruchshochburg war zuletzt Bremen. Dagegen ist es in ganz Bayern auffällig ruhig.
Fast jede*r Einwohner*in Deutschlands (0,9 pro Kopf) hat ein Fahrrad. Durchschnittlich wird es für jeden neunten (11 Prozent) aller täglichen Wege genutzt. Allerdings sehr unterschiedlich. Dabei verläuft die Grenze nicht nur zwischen Stadt und Land, sondern vor allem zwischen Nord und Süd.
Wie reich Deutschlands Reiche wirklich sind, bleibt unklar. Denn zum Vermögen gibt es mangels Steuer allenfalls Schätzungen. Handfeste Daten gibt es zum Einkommen. Und dabei werden die Millionen vor allem durch Gewerbe sowie Vermieten und Verpachten erzielt - mit deutlicher Ost-West-Teilung.
Jede*r Dritte verlässt die Schule mit einem Abiturzeugnis - etwas mehr im Osten als im Westen. Doch Abi ist nicht gleich Abi. Das bayerische gilt als anspruchsvoll. Weniger Schüler*innen machen es dort direkt. Besonders beliebt ist in Bayern die Realschule - für viele als attraktiver Umweg zur Hochschulreife.
Ostdeutsche spielen in der Politik ganz oben mit. Dafür steht wie kein anderer der Nachname Merkel. In Angela Merkels Heimat, der Uckermark, ist er seltener. Kein Wunder: Hat sie den Nachnamen doch vom ersten Ehemann, der stammt aus dem Vogtland (Sachsen). Und je südlicher, desto mehr Merkel.
Die Pro-Kopf-Schulden der Kommunen sind im Westen mehr als doppelt so hoch wie im Osten. Das liegt an klammen Kassen in NRW, Rheinland-Pfalz und im Saarland. So steht Pirmasens in der Südwestpfalz mit 9630 Euro pro Kopf knietief im Schuldenberg, während Dresden schuldenfrei ist.
Kein eigenes Zimmer, kein Taschengeld, keine Geräte fürs Homeschooling: Jedes achte Kind unter 15 Jahren wächst mit Hartz-IV auf und somit in Armut. Dabei verläuft die Armutsgrenze zwischen Nord und Süd. Besonders betroffen sind Kinder in Großstädten. In Gelsenkirchen (NRW) sind es rund 40 Prozent.
Die digitale Schere geht weit auseinander: In Großstädten kann fast jede*r Internet mit 100 Mbit bekommen - zumindest technisch. Homeoffice auf dem Land ist dagegen oft kaum möglich. Schlusslicht ist der Kreis Cochem-Zell (Rheinland-Pfalz). Dort gibt es nur für jeden dritten Haushalt solche Bandbreiten.
Mit rund 50.000 Orgeln hat Deutschland die höchste Orgel-Dichte der Welt. Deutscher Orgelbau und Orgelmusik sind Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Und diese Kultur lebt: Seit Mitte der 90er-Jahre sind 1247 neue Orgeln dazu gekommen, jedoch kaum im atheistischen Osten.
Eigentlich hat heute jede*r mehr Platz zum Wohnen. Seit Mitte der 90er ist die Wohnfläche pro Kopf um zehn m² gestiegen. Doch die Schere zwischen Stadt und Land geht auseinander. War es damals noch die gleiche Fläche, so sind es nun fünf m² Unterschied im Durchschnitt. Relativ wird es also enger in Städten.
Die Mehrheit aller Beschäftigten pendelt zur Arbeit - typischerweise von den Speckgürteln in die Großstädte, mit durchschnittlich knapp 17 Kilometern Arbeitsweg. Im Westen ist der Pendler*innen-Anteil insgesamt deutlich höher als in Ostdeutschland. Dort pendeln aber mehr Menschen auf Langstrecken.
Rund hundert Liter Bier trinken die Deutschen im Jahr pro Kopf, fünfmal mehr als Wein. Und das gärt in rund 1900 Braustätten, fast jede zweite davon liegt in Bayern. Hier gibt es noch die kleineren familiengeführten Brauereien. Dabei ragt die fränkische Bierstadt Bamberg mit ihrem umliegenden Land heraus.
Der Pflegenotstand ist eine Herausforderung für ganz Deutschland. 3,4 Millionen Menschen sind pflegebedürftig. Tendenz extrem steigend. Gemessen an der Bevölkerung werden schon jetzt besonders viele Pflegekräfte im “alten” Norden Brandenburgs gebraucht. In Freising (Bayern) ist der Bedarf am geringsten.
Der ganze Osten scheint eine bunt blühende Graffiti-Landschaft zu sein. Hier werden zumindest von der Polizei doppelt so viele Fälle von Sachbeschädigung durch Sprayer registriert als im Westen. Graffiti-Hauptstadt ist aber gemessen daran kein üblicher Szene-Verdächtiger wie Berlin, sondern Koblenz.
Minijobs mit maximal 450 Euro im Monat teilen das Land in Ost und West. Grund sind die Frauen. Sie gehen im Osten deutlich häufiger einer Vollzeitbeschäftigung nach. Vor allem Betriebe in der westdeutschen Provinz setzen auf Minijobs. Dort sind es bis zu 26,3 Prozent aller Erwerbsfähigen (Borken).
Jede*r achte Einwohner*in Deutschlands hat keinen deutschen Pass. Und der Anteil steigt - vornehmlich durch Zuzug aus EU-Ländern. Am geringsten ist er, wo die Ressentiments gegen Ausländer*innen besonders hoch sind. So sind es im Erzgebirgskreis (Sachsen) nur zwei Prozent.
Geliebt, genutzt - und nun vom Klimawandel bedroht: Für die Deutschen ist der Wald weitaus mehr als die Summe seiner Bäume. Immerhin ist knapp ein Drittel mit Waldflächen bedeckt. Suhl im Thüringer Wald ist Deutschlands waldreichste kreisfreie Stadt und toppt mit 66 Prozent auch sämtliche Landkreise.
Der historische Umbruch lässt den Osten bis heute alt aussehen: 1989 die Ausreisewelle aus der DDR - dann die große Abwanderung der 1990er-Jahre, Geburtenknick inklusive. Es waren die Jungen, die ihr Glück im Westen suchten. Die alten Bundesländer sind nun zwei Jahre jünger als die neuen.
Zum Schluss das Wetter: Im Osten geht die Sonne auf, und sie scheint dort auch länger als im Durchschnitt der alten Bundesländer. Allerdings liegt das wirklich am Norden und Westen. Wie es der Sonnenlauf vermuten lässt, liegen die meisten sonnigen Kreise in Süddeutschland, Sonnenkönigin war 2019 Stuttgart.
Wer im Osten lebt, stirbt im Allgemeinen früher. Doch bei der aktuellen Lebenserwartung gibt es ein viel stärkeres Nord-Süd-Gefälle. Besonders gut alt werden lässt es sich zwischen Ammer- und Starnberger See in Bayern (ø 83,6 Jahre), während es im ärmeren Bremerhaven fast sechs Lebensjahre weniger sind.
Zum Schluss das Wetter: Im Osten geht die Sonne auf, und sie scheint dort auch länger als im Durchschnitt der alten Bundesländer. Allerdings liegt das wirklich am Norden und Westen. Wie es der Sonnenlauf vermuten lässt, liegen die meisten sonnigen Kreise in Süddeutschland, Sonnenkönigin war 2019 Stuttgart.
Wer im Osten lebt, stirbt im Allgemeinen früher. Doch bei der aktuellen Lebenserwartung gibt es ein viel stärkeres Nord-Süd-Gefälle. Besonders gut alt werden lässt es sich zwischen Ammer- und Starnberger See in Bayern (ø 83,6 Jahre), während es im ärmeren Bremerhaven fast sechs Lebensjahre weniger sind.
Seit 2007 gibt es das Elterngeld. Ausgerechnet in Bayern nehmen es besonders viele Väter in Anspruch: bei jeder zweiten Geburt. Wird damit das Klischee vom dort vorherrschenden traditionellen Familienbild widerlegt? Nicht ganz. Denn bei der Bezugsdauer rangieren die bayerischen Papas weit unten.
Von wegen faule Ossis: Erwerbstätige in Ostdeutschland arbeiten mehr als acht Tage länger als ihre Kolleg*innen im Westen - und verdienen immer noch weniger. Das höchste Arbeitspensum haben aber die Beschäftigten in der VW-Stadt Wolfsburg - und in Kusel im Pfälzer Bergland die meiste Freizeit.
Einfach losfahren, irgendwo halten, die Freiheit genießen: Urlaub mit dem Wohnmobil boomt - egal ob mit ausgebautem Bully oder Luxus-Eigenheim auf Rädern. In der Corona-Krise ist es der einzige Autotyp, der bei den Neuzulassungen zulegt. Doch beim Bestand ist es bislang ein West-Phänomen.
Kaum ein Merkmal macht die ostdeutschen Länder so sichtbar wie der Gehaltsabstand zwischen Männern und Frauen: Für Ostfrauen war und ist die volle Berufstätigkeit selbstverständlich. In 23 Kreisen und Städten verdienen sie sogar mehr - alle liegen im Osten, allen voran Cottbus und Frankfurt (Oder).
Rund eine Million Kinder besuchen eine Privatschule, jede*r elfte Schüler*in. Besonders hoch ist der Anteil im Osten. Dort, wo freie Schulen nicht erlaubt waren, begann nach der Wiedervereinigung ein Aufholprozess. Zugleich halbierte sich seitdem die Zahl der öffentlichen allgemeinbildenden Schulen.
Knapp 60 Kilogramm Fleisch verschlingen die Deutschen pro Kopf im Jahr, hauptsächlich Schwein. Es stammt aus immer größeren Mastbetrieben, auch für den Export. Der Kreis Vechta (Niedersachsen) ist seit Jahren die Toplage für die industrielle Schweinerei: Hier kommen auf jede* Bewohner*in neun Schweine.
Beim Wahlverhalten sind sich Ostdeutsche und Bayern in einem Punkt einig: Sie stimmen deutlich häufiger für kleine Parteien, die bislang nicht den Sprung in den Bundestag geschafft haben. Die "Sonstigen" haben dort bei der letzten Wahl bis zu 12,6 Prozent (Kreis Landshut) ausgemacht.
Fast sieben Prozent verlassen die Schule ohne Abschluss. Sorgenkind ist Ostdeutschland. So ist es in Eisenach (Thüringen) jede*r sechste Schüler. Als Gründe gelten ein vergleichsweise hoher Anteil an Förderschulen mit höheren Abbruchquoten, aber insbesondere das soziale Umfeld und Perspektivlosigkeit.
Deutschlands Olympioniken traten von 1968 bis 1988 getrennt an. Und die DDR buhlte um internationale Anerkennung durch Sport - mit allen Mitteln und großen Erfolgen. Im ewigen Medaillenspiegel steht “GDR” deutlich vor “FRG”, mit doppelt so vielen Medaillen und dreimal mehr Gold. Das wirkt nach.
DDR-Bürger*innen mussten zehn Jahre nur auf einen Trabi warten. Entsprechend hoch war der Nachholbedarf bei Autos. Die Ost-Bundesländer grenzen sich aber noch immer ab. Die Karte macht zudem Standorte der deutschen Autobauer sichtbar - und zeigt Berlin als Hauptstadt des Autoverzichts.
In Deutschland wird rund 240 Mal am Tag in Wohnungen eingebrochen. Dabei registriert die Polizei im Norden mehr als doppelt so viele Fälle pro Einwohner*in wie in den südlichen Kreisen. Einbruchshochburg war zuletzt Bremen. Dagegen ist es in ganz Bayern auffällig ruhig.
Fast jede*r Einwohner*in Deutschlands (0,9 pro Kopf) hat ein Fahrrad. Durchschnittlich wird es für jeden neunten (11 Prozent) aller täglichen Wege genutzt. Allerdings sehr unterschiedlich. Dabei verläuft die Grenze nicht nur zwischen Stadt und Land, sondern vor allem zwischen Nord und Süd.
Wie reich Deutschlands Reiche wirklich sind, bleibt unklar. Denn zum Vermögen gibt es mangels Steuer allenfalls Schätzungen. Handfeste Daten gibt es zum Einkommen. Und dabei werden die Millionen vor allem durch Gewerbe sowie Vermieten und Verpachten erzielt - mit deutlicher Ost-West-Teilung.
Jede*r Dritte verlässt die Schule mit einem Abiturzeugnis - etwas mehr im Osten als im Westen. Doch Abi ist nicht gleich Abi. Das bayerische gilt als anspruchsvoll. Weniger Schüler*innen machen es dort direkt. Besonders beliebt ist in Bayern die Realschule - für viele als attraktiver Umweg zur Hochschulreife.
Ostdeutsche spielen in der Politik ganz oben mit. Dafür steht wie kein anderer der Nachname Merkel. In Angela Merkels Heimat, der Uckermark, ist er seltener. Kein Wunder: Hat sie den Nachnamen doch vom ersten Ehemann, der stammt aus dem Vogtland (Sachsen). Und je südlicher, desto mehr Merkel.
Die Pro-Kopf-Schulden der Kommunen sind im Westen mehr als doppelt so hoch wie im Osten. Das liegt an klammen Kassen in NRW, Rheinland-Pfalz und im Saarland. So steht Pirmasens in der Südwestpfalz mit 9630 Euro pro Kopf knietief im Schuldenberg, während Dresden schuldenfrei ist.
Kein eigenes Zimmer, kein Taschengeld, keine Geräte fürs Homeschooling: Jedes achte Kind unter 15 Jahren wächst mit Hartz-IV auf und somit in Armut. Dabei verläuft die Armutsgrenze zwischen Nord und Süd. Besonders betroffen sind Kinder in Großstädten. In Gelsenkirchen (NRW) sind es rund 40 Prozent.
Die digitale Schere geht weit auseinander: In Großstädten kann fast jede*r Internet mit 100 Mbit bekommen - zumindest technisch. Homeoffice auf dem Land ist dagegen oft kaum möglich. Schlusslicht ist der Kreis Cochem-Zell (Rheinland-Pfalz). Dort gibt es nur für jeden dritten Haushalt solche Bandbreiten.
Mit rund 50.000 Orgeln hat Deutschland die höchste Orgel-Dichte der Welt. Deutscher Orgelbau und Orgelmusik sind Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Und diese Kultur lebt: Seit Mitte der 90er-Jahre sind 1247 neue Orgeln dazu gekommen, jedoch kaum im atheistischen Osten.
Eigentlich hat heute jede*r mehr Platz zum Wohnen. Seit Mitte der 90er ist die Wohnfläche pro Kopf um zehn m² gestiegen. Doch die Schere zwischen Stadt und Land geht auseinander. War es damals noch die gleiche Fläche, so sind es nun fünf m² Unterschied im Durchschnitt. Relativ wird es also enger in Städten.
Die Mehrheit aller Beschäftigten pendelt zur Arbeit - typischerweise von den Speckgürteln in die Großstädte, mit durchschnittlich knapp 17 Kilometern Arbeitsweg. Im Westen ist der Pendler*innen-Anteil insgesamt deutlich höher als in Ostdeutschland. Dort pendeln aber mehr Menschen auf Langstrecken.
Rund hundert Liter Bier trinken die Deutschen im Jahr pro Kopf, fünfmal mehr als Wein. Und das gärt in rund 1900 Braustätten, fast jede zweite davon liegt in Bayern. Hier gibt es noch die kleineren familiengeführten Brauereien. Dabei ragt die fränkische Bierstadt Bamberg mit ihrem umliegenden Land heraus.
Der Pflegenotstand ist eine Herausforderung für ganz Deutschland. 3,4 Millionen Menschen sind pflegebedürftig. Tendenz extrem steigend. Gemessen an der Bevölkerung werden schon jetzt besonders viele Pflegekräfte im “alten” Norden Brandenburgs gebraucht. In Freising (Bayern) ist der Bedarf am geringsten.
Der ganze Osten scheint eine bunt blühende Graffiti-Landschaft zu sein. Hier werden zumindest von der Polizei doppelt so viele Fälle von Sachbeschädigung durch Sprayer registriert als im Westen. Graffiti-Hauptstadt ist aber gemessen daran kein üblicher Szene-Verdächtiger wie Berlin, sondern Koblenz.
Minijobs mit maximal 450 Euro im Monat teilen das Land in Ost und West. Grund sind die Frauen. Sie gehen im Osten deutlich häufiger einer Vollzeitbeschäftigung nach. Vor allem Betriebe in der westdeutschen Provinz setzen auf Minijobs. Dort sind es bis zu 26,3 Prozent aller Erwerbsfähigen (Borken).
Jede*r achte Einwohner*in Deutschlands hat keinen deutschen Pass. Und der Anteil steigt - vornehmlich durch Zuzug aus EU-Ländern. Am geringsten ist er, wo die Ressentiments gegen Ausländer*innen besonders hoch sind. So sind es im Erzgebirgskreis (Sachsen) nur zwei Prozent.
Geliebt, genutzt - und nun vom Klimawandel bedroht: Für die Deutschen ist der Wald weitaus mehr als die Summe seiner Bäume. Immerhin ist knapp ein Drittel mit Waldflächen bedeckt. Suhl im Thüringer Wald ist Deutschlands waldreichste kreisfreie Stadt und toppt mit 66 Prozent auch sämtliche Landkreise.
Der historische Umbruch lässt den Osten bis heute alt aussehen: 1989 die Ausreisewelle aus der DDR - dann die große Abwanderung der 1990er-Jahre, Geburtenknick inklusive. Es waren die Jungen, die ihr Glück im Westen suchten. Die alten Bundesländer sind nun zwei Jahre jünger als die neuen.
Zum Schluss das Wetter: Im Osten geht die Sonne auf, und sie scheint dort auch länger als im Durchschnitt der alten Bundesländer. Allerdings liegt das wirklich am Norden und Westen. Wie es der Sonnenlauf vermuten lässt, liegen die meisten sonnigen Kreise in Süddeutschland, Sonnenkönigin war 2019 Stuttgart.
Wer im Osten lebt, stirbt im Allgemeinen früher. Doch bei der aktuellen Lebenserwartung gibt es ein viel stärkeres Nord-Süd-Gefälle. Besonders gut alt werden lässt es sich zwischen Ammer- und Starnberger See in Bayern (ø 83,6 Jahre), während es im ärmeren Bremerhaven fast sechs Lebensjahre weniger sind.