Deutschland ist bei der Mietentwicklung ein dreigeteiltes Land: In Süddeutschland steigen die Mieten sehr viel schneller als die Löhne, in Ostdeutschland kostet Wohnen relativ zum Einkommen gesehen dagegen immer weniger. Und in weiten Teilen Westdeutschlands entwickeln sich Löhne und Mieten in nahezu gleichem Tempo. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Ausgewertet hat das Kölner Institut die Entwicklung von Bruttolöhnen und Neuvertragsmieten im Zeitraum von 2014 bis 2018 für die 401 Landkreise und kreisfreie Städte.
"Die Erschwinglichkeit ist gestiegen“
Bundesweit gesehen sind die Bruttolöhne der Auswertung zufolge zwischen 2014 und 2018 um 9,4 Prozent auf 3.312 Euro monatlich gestiegen. Im gleichen Zeitraum seien die Nettokaltmieten bei Neuverträgen um 8,5 Prozent auf durchschnittlich 7,44 Euro pro Quadratmeter gestiegen, heißt es in der Studie. „Insgesamt ist das Wohnen zur Miete im Mittel damit relativ gesehen günstiger geworden, die Erschwinglichkeit ist gestiegen“, schreiben die Studienautoren Michael Voigtländer und Pekka Sagner.
Wo sich Mieten und Löhne am stärksten auseinander entwickeln
Teures Allgäu, günstiges Erzgebirge
Die Wohnkosten sind laut Studie in Zweidrittel der betrachteten Gebiete (269 von 401) erschwinglicher geworden. Doch es gibt regional große Unterschiede. Relativ zur Lohnentwicklung hat sich das Wohnen am stärksten in Kempten (Allgäu) verteuert. Während dort die durchschnittlichen Bruttolöhne von 2917 Euro im Jahr 2014 auf 3216 Euro im Jahr 2018 um 10,3 Prozent stiegen, wuchsen die Mieten um ein Drittel (33,4 Prozent): von durchschnittlich 6,58 Euro für den Quadratmeter im Jahr 2014 auf 8,77 Euro im Jahr 2018.
Dagegen zieht in ganz Ostdeutschland – Berlin ausgenommen – die Lohnentwicklung an der Mietensteigerung vorbei. In der Differenz hat sich das Wohnen am stärksten im Erzgebirgskreis (Sachsen) vergünstigt, um 13,8 Prozent: Während die Löhne um 17,4 Prozent auf 2433 Euro stiegen, verzeichneten die Durchschnittsmieten nur ein Plus von 3,5 Prozent. Die Autoren der Studie führen das vor allem auf großen Leerstand zurück, der nach wie vor in vielen ostdeutschen Gegenden herrscht.
München noch teurer, Hamburg erschwinglicher
In den Großstädten hat sich vor allem München verteuert: Die Mieten stiegen um 19,7 Prozent, die Löhne nur um 10,9 Prozent. Mit 16,23 pro Quadratmeter war München aber weiter Spitzenreiter bei den Mietwohnungen. In Berlin stiegen die Mieten in der Differenz um 1,1 Prozent mehr als die Löhne. Exakt im gleichen Maße stiegen Löhne und Mieten in Stuttgart. Erschwinglicher ist das Wohnen laut der IW-Studie vor allem in Hamburg geworden. In der Hansestadt stiegen die Löhne um 8,7 Prozent, die Mieten dagegen nur um 3,3 Prozent.
Die IW-Studie betrachtet die Entwicklung der vergangenen Jahre für den durchschnittlichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Sie zeigt aber nicht, wie hart die Menschen wirklich von hohen Mieten betroffen sind – insbesondere in angesagten Großstadtvierteln. Vielerorts sind die Angebotsmieten bereits bis 2014 kräftig gestiegen. So waren es in ganz Berlin von 2011 bis 2012 - allein innerhalb eines Jahres - 13,8 Prozent (CBRE Wohnmarkt-Report) und damit mehr als im kompletten Betrachtungszeitraum der IW-Studie.