In kaum einem anderen Land Europas ist die Kluft bei der Bezahlung von Frauen und Männern so groß wie in Deutschland. Mit 19 Prozent liegt der sogenannte Gender Pay Gap - die Lücke zwischen dem Durchschnittsgehalt von Männer und Frauen - deutlich über dem EU-Durchschnitt (14 Prozent). Frauen arbeiten in Deutschland vor allem in Branchen und Berufen, in denen wenig verdient wird. Und sie sind viel seltener in den Führungsetagen anzutreffen. Laut Statistischem Bundesamt ist nicht einmal jede dritte Führungskraft weiblich (30 Prozent).
Der Osten dreht den Gender Pay Gap um
Zudem gibt es große regionale Unterschiede - vor allem zwischen alten Bundesländern (20 Prozent) und Ostdeutschland (7 Prozent). So macht die Karte der Gehaltsunterschiede in den 401 Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands die ehemalige DDR sichtbar. Sämtliche Gebiete, in denen Frauen mindestens fast das gleiche Geld bekommen, liegen ausnahmslos im strukturschwachen Osten (maximal 3 Prozent Abweichung, gelb und grün auf der Karte). In 23 davon fällt die Gehaltslücke zugunsten der Frauen aus (grün) - allen voran Frankfurt (Oder) mit einem Plus von 15 Prozent. In Frankfurt wird allerdings auch wenig gezahlt: Das mittlere Gehalt liegt mit 2852 Euro im unteren Fünftel aller Kreise.
Frauen verdienen dort mehr, wo sonst wenig verdient wird. Doch nicht nur die hohe Arbeitslosigkeit und die wenigen gut bezahlten Jobs spiegeln sich hier wider. Auch die Arbeitskultur aus der DDR wirkt nach. „Es gab nicht diese klassische Rolle der Hausfrau und Mutter. Stattdessen war es selbstverständlich, dass Frauen neben der Familie auch Karriere machen konnten", sagt Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Kindertagesbetreuung im Osten sei deshalb noch immer besser ausgebaut.
Lohnlücke auch bei gleichem Job
Im reichen Süden Deutschlands haben Frauen deutlich weniger auf dem Gehaltszettel als ihre männlichen Kollegen. Spitzenreiter bei der Negativlücke ist hier der Kreis Dingolfing-Landau (Bayern), 36 Prozent weniger verdienen Frauen hier. Dies sagt allerdings mehr über die Beschäftigung der Frauen - aber wenig zur Gehältergerechtigkeit aus. Die Karte und die Gesamtzahlen zeigen den unbereinigten Gender Pay Gap - also nur die allgemeinen Verdienstunterschiede zwischen den Geschlechtern, unbeachtet von Qualifikation, Branche oder Position. Doch auch unter sonst gleichen Bedingungen klafft eine Lücke: Sechs Prozent waren es laut letzter Berechnung des Statistischen Bundesamts. Den Gender Pay Gap gibt es wirklich, wenn auch bereinigt nicht ganz so groß.