

Bei der Europawahl sind die Grünen zur zweitstärksten Kraft in ganz Deutschland aufgestiegen, mit einem zweistelligen Ergebnis von 20,5 Prozent. Dazu verhalfen ihnen vor allem die Städte und die alten Bundesländer. Selbst in einigen Ost-Städten, in denen sie stärkste Kraft geworden sind, liegt das Wahlergebnis noch knapp unter dem für ganz Deutschland: in Jena (20,4), Leipzig (20,2) und Rostock (17,7) sind deshalb nicht im grünen Bereich. Nur in Berlin und Potsdam ist es überdurchschnittlich - und so auch durch die „grüne Brille“ sichtbar. In den alten Bundesländern sind es 152 Kreise und kreisfreie Städte. Dabei ist Freiburg mit 38,5 Prozent die größte Hochburg.
Haushaltsmüll
Die Deutschen gelten als Weltmeister bei der Mülltrennung. Immerhin werden mehr als die Hälfte aller Abfälle getrennt von Haus- und Sperrmüll gesammelt. Doch die beste Option für die Umwelt bleibt die Müllvermeidung. Und Deutschlands Haushalte werfen insgesamt viel zu viel weg. Beim Verpackungsmüll sind wir sogar Europameister. Innerhalb Deutschlands fällt am wenigsten Müll im Osten an - ausgerechnet in Kreisen, wo die Grünen besonders schwach sind. Dennoch gilt: Wo überdurchschnittlich grün gewählt wird, fällt insgesamt etwas weniger Müll an.
Elektro-Autos
Elektro-Autos soll die Zukunft gehören, doch auf Deutschlands Straßen fährt die Verbrenner-Technik der Vergangenheit (98,1 Prozent Benziner und Diesel). Nicht einmal ein Prozent aller zugelassenen Autos sind Vollstromer oder Hybride. Auch bei den Grünen-Wählern ist der Anteil nicht viel höher. Das ändert sich auch nicht so schnell: Bei Neuzulassungen ist der Anteil zwar auf 7,2 Prozent gestiegen. Doch von einem Elektro-Boom wie in Norwegen ist Deutschland weit entfernt. Dort sind mittlerweile rund 60 Prozent aller verkauften Neuwagen sogar rein elektrisch, in Deutschland nur 1,4 Prozent.
Ökostrom
Die Grünen können besonders in Städten punkten: Spitzenreiter bei der Europawahl waren Freiburg (38,5 Prozent) und Flensburg (37 Prozent). Stadtbewohner entscheiden sich wesentlich häufiger für Ökostrom als die Menschen auf dem Land. Je urbaner, desto öko. Das zeigt die Auswertung aller Stromwechsler der vergangenen zwei Jahre beim Vergleichsportal Verivox. Und tatsächlich entscheiden sich auch Flensburger und Freiburger am häufigsten für einen Stromtarif, der ausschließlich auf erneuerbare Energien setzt. Dort ist es die Mehrheit, bundesweit jeder Dritte.
Naturschutzgebiete
Bienensterben, bedrohte Singvögel, schwindende Hochmoore: Die biologische Vielfalt nimmt ab. Natur- und Artenschutzgebiete sollen diesen Trend bremsen. Und auch Großstädte können solche Rückzugsorte für bedrohte Natur bieten - wie in Bremen auf einem Viertel der Stadtfläche (24 Prozent). Im thüringischen Jena ist sogar fast die Hälfte (46 Prozent). Doch insgesamt ist bei den Grünen-Wählern wohl die Sehnsucht nach unberührter Natur größer als die urbane Realität vor Ort: Wo die Grünen ein besonders starkes Ergebnis haben, gibt es im Durchschnitt weniger Naturschutzgebiete.
Fahrradnutzung
Insbesondere in den Großstädten gilt neben Bus und Bahn das Fahrrad als Verkehrsmittel, um die Umwelt und verstopfte Straßen zu entlasten. Und eins hat fast jeder Einwohner Deutschlands (0,9 pro Kopf). Das geht aus der Studie “Mobilität in Deutschland” (MiD 2017) hervor. Danach werden Fahrräder durchschnittlich für jeden neunten (11 Prozent) aller täglichen Wege genutzt. Am höchsten ist der Anteil in solchen Städten, die traditionell als fahrradfreundlich gelten - wie der Spitzenreiter Münster mit fast einem Drittel. Dort sind auch die Grünen stärkste Kraft. (*Werte mittels statistischer Modellschätzungen auf Grundlage der MiD-Umfrage)