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Dauer-Hochburgen seit 1990

Wo sich die Parteien auf ihre Wähler verlassen können

Die Auswertung aller Bundestagswahlen seit 1990 zeigt, in welchen Gemeinden die Parteien immer ihre stärksten Ergebnisse geholt haben - und welche Faktoren diese Hochburgen ausmachen.

Die SPD in Ostfriesland, die Union in der Fränkischen Alb, die FDP im Taunus, die Linke östlich von Berlin und die Grünen in den Universitätsstädten: Die Karte zeigt, auf welche Gemeinden und Regionen sich die bisher im Bundestag vertretenen Parteien immer verlassen konnten. Aus den Zweitstimmenergebnissen aller rund 11.000 Gemeinden bei Bundestagswahlen seit der Wiedervereinigung hat die Berliner Morgenpost die Langzeit-Hochburgen ermittelt - mit einem Ranking für jede Partei.

Als Hochburgen gelten die jeweils 100 Orte, in denen eine Partei über alle Wahljahre ihre höchsten Ergebnisse erzielt hat. Gemeinden mit zumindest überdurchschnittlichen Ergebnissen sind auf der Karte zusätzlich schwach eingefärbt. Die Langzeitbetrachtung bestätigt die starke Rolle der CSU in Bayern und die Bedeutung des Ostens für die Linke. Die ermittelten Dauer-Hochburgen zeigen aber auch, dass es kein Wunder ist, dass der erste grüne Ministerpräsident in Baden-Württemberg vereidigt wurde. 41 Prozent aller Grünen-Hochburgen liegen dort, inklusive der Nummer Eins Tübingen.

Im Osten fallen die Grünen allenfalls in Berlin und Weimar mit überdurchschnittlichen Ergebnissen auf. Fast sämtliche der 103 Hochburgen in den neuen Ländern zählen zur Linkspartei. Nur die CDU konnte sich seit 1990 mit drei Gemeinden in Thüringen etablieren. Das Saarland bleibt als einziges Bundesland komplett farblos, weil zu wenige Wähler einer Partei die Treue halten. Als einzige Partei mit Aussicht auf Einzug in den nächsten Bundestag, fehlt die AfD in diesem Direktvergleich, weil sie erst 2013 gegründet wurde. Was ihre Top-100-Gemeinden bei der letzten Bundestagswahl gemeinsam hatten, zeigt die Einzelanalyse.

Was die Parteien-Hochburgen auszeichnet

Fragen und Anworten zur Methodik

Was zeigt die Karte?

Die Karte zeigt, wo die bisher im Bundestag vertretenen Parteien (CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und FDP) bei Bundestagswahlen seit der Wiedervereinigung ihre stärksten Ergebnisse geholt haben. Grundlage sind die Zweitstimmenergebnisse in den Wahllokalen der rund 11.000 Gemeinden Deutschlands (Gebietsstand 31.12.2014).

Auf der Karte werden die 100 Hochburgen jeder Partei (Top 10 dunkelster Farbton, Top 11-100 mittlerer Farbton) sowie weitere Gemeinden mit überdurchschnittlichem Ergebnis (heller Farbton) dargestellt. Zusätzlich ist die Nummer Eins jeder Partei mit einer Kurzinformation gekennzeichnet. Gemeinden mit weniger als 100 Wahlberechtigten werden nicht betrachtet.

Wie wurden die Hochburgen genau ermittelt?

Grundsätzlich haben wir für jede Partei die 500 Gemeinden mit dem über alle Wahljahre stärksten Ergebnis ermittelt und daraus die Top 100 als Hochburgen eingegrenzt. Dabei sind wir wie folgt vorgegangen: Wir haben für jede der rund 11.000 Gemeinden berechnet, in welchem Top-Bereich sie jedes Jahr lag, also welchen Rang eine Gemeinde immer mindestens erreicht hat.

Zum Beispiel die SPD-Hochburg Kundert in Rheinland Pfalz: Beim Zweitstimmenergebnis befand sich die Gemeinde von 1990 bis 2013 jedes Jahr mindestens auf Rang 6 für die Sozialdemokraten. Das ist der Spitzenwert und somit die Top-Hochburg der SPD. Danach folgt die Gemeinde Geilnau, die in all den Wahljahren mindestens auf Rang 9 zu finden war.

Auf diese Weise wurde stufenweise eine Top 500 für jede Partei erstellt. Alle Orte werden auf der Karte dargestellt. Allerdings kann eine Gemeinde Hochburg mehrerer Parteien sein. So sind 2.419 Orte hervorgehoben. Für die Einfärbung zählt nur die stärkere Partei. Als eigentliche Hochburgen gelten für diese Auswertung schließlich nur die jeweiligen Top 100. In diesem Spitzenbereich gibt es bei keiner Partei eine Doppelhochburg.

Warum basiert die Anwendung auf den Ergebnissen in den Wahllokalen?

Briefwähler konnten für diesen Gemeindevergleich über den langen Zeitraum seit Wiedervereinigung nicht berücksichtigt werden. Der Grund: Die Briefwähler-Stimmen können nicht durchgängig seit den 90er-Jahren eindeutig einzelnen Gemeinden zugeschlagen werden, da sie zum Teil auf einer höheren geografischen Ebene (Ämter, Verbandsgemeinden, Verwaltungsgemeinschaften) gezählt werden. Oft führt eine Gemeinde die Briefwahl für mindestens eine weitere Gemeinde durch.

Warum werden CDU und CSU zusammen betrachtet?

Obwohl CDU und CSU zwei getrennte (Schwester-)Parteien sind, treten sie zur Bundestagswahl zusammen an, mit einem gemeinsamen Programm und einer gemeinsamen Kanzlerkandidatin - die CSU in Bayern und die CDU in allen anderen Ländern. Im Bundestag bilden sie eine gemeinsame Fraktion.

Bei den Hochburgen der Union hat die CSU tatsächlich eine Übermacht: 83 der 100 Hochburgen liegen in Bayern, nur 17 gehören zur CDU (4 in Baden-Württemberg, 8 in Niedersachsen, 2 in Rheinland-Pfalz, 3 in Thüringen). Bei der Analyse der Hochburg-Faktoren ergeben sich aber ähnliche Aussagen, wenn beide getrennt betrachtet werden: So liegt der Anteil der Kirchenmitglieder in beiden Fällen bei durchschnittlich 91 Prozent. Eine signifikante Abweichung ergab sich nur bei den Wohnungseinbrüchen (131 Fälle pro 100.000 Einwohner für die CDU und 48 Fälle pro 100.000 Einwohner für die CSU).

Warum fehlt die AfD in der Karte?

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat ebenfalls gute Chancen, 2017 in den Bundestag einzuziehen. Sie existiert aber erst seit 2013 und erfüllt somit nicht die Kriterien der Anwendung für die Hochburgen-Bestimmung. Die Anwendung bietet aber eine Einzelanalyse, in der die 100 Gemeinden mit dem stärksten Ergebnis bei der letzten - zugleich ihrer ersten - Bundestagswahl 2013 untersucht werden. Zwei dieser Gemeinden überschneiden sich mit den Hochburgen der Linken. Wo die AfD bei der letzten Bundestagswahl besonders stark war, haben wir in der Anwendung “Es war nicht immer der Osten - Wo Deutschland rechts wählt” auch auf einer Karte dargestellt.

Was ist mit Gebietsreformen?

In der Kartendarstellung und in den Berechnungen sind Gebietsreformen seit der Wiedervereinigung berücksichtigt - um einen zeitlichen Vergleich zu ermöglichen. Die Ergebnisse aller Bundestagswahlen von 1990 bis 2013 sind auf diese aktuelleren Gemeindegrenzen umgerechnet. Bei Fusionen von Gemeinden und Ausgliederungen von Gemeindeteilen sind die Stimmen entsprechend gewichtet. Diese Gewichtung gilt zugleich für sämtliche Kreisreformen. Grundlage dafür sind Umrechnungsschlüssel des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Woher stammen die Daten?

Bei den Daten handelt es sich um alle Zweitstimmen der Bundestagswahlen von 1990 bis 2013 auf Wahlbezirksebene (Wahllokale und Briefwahlbezirke), die wir beim Bundeswahlleiter gekauft haben. Wir dürfen die Daten an dieser Stelle nicht komplett zur Verfügung stellen. Uns ist lediglich eine „auszugsweise Vervielfältigung und Verbreitung mit Quellenangabe gestattet“.

Welche Daten wurden für die Analyse der Hochburgen verwendet?

Bei den für die Analyse genutzten Daten handelt es sich ausschließlich um öffentlich verfügbare. Dabei wurden möglichst kleinteilige Erhebungen auf Gemeindeebene aus dem Zensus 2011 verwendet (Kirchenmitglieder, Alter). Falls diese nicht zur Verfügung standen, wurde auf Daten auf der Ebene der Gemeindeverbände (Ländlichkeit) beziehungsweise Kreise und kreisfreien Städte (Einkommen, Arbeitslose, Ausländer, Einbrüche) zurückgegriffen, in denen die ermittelten Hochburgen liegen. Diese Daten wurden konkret verwendet:

Stadt-Land
Stadt- und Gemeindetyp auf der Ebene der Gemeindeverbände, Stand: 31.12.2014
Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Einkommen
Durchschnittliches Haushaltseinkommen in € je Einwohner auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte, Stand: 31.12.2014
Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Arbeitslose
Arbeitslosenquote in den Kreisen und kreisfreien Städten, Stand: 31.12.2014
Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Kirchenmitglieder
Anteil der Bevölkerungsgruppe mit Zugehörigkeit zu einer öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft für Deutschland, Stand: zum Zensus 2011
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Zensusatlas)
Ausländer
Anteil ausländischer Personen an der Gesamtbevölkerung in den Kreisen und kreisfreien Städten, Stand: 31.12.2014
Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Alter
Durchschnittsalter der Bevölkerung in den Kreisen und kreisfreien Städten, Stand: 31.12.2014
Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Einbrüche
Häufigkeit Wohnungseinbruchdiebstahl § 244 Abs. 1 Nr. 3 StGB, Stand: 31.12.2015
Quelle: Bundeskriminalamt (Polizei­liche Kriminal­statistik)

Wer hat die auf der Karte angezeigten Fotos der Gemeinden aufgenommen?

Die Fotos stammen von Wikipedia und wurden dort automatisiert anhand des jeweiligen Gemeindeschlüssels heruntergeladen und manuell ausgefiltert. Danke an die Fotografen:

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Es war nicht immer der Osten - Wo Deutschland rechts wählt
Die Karte zeigt, in welchen der rund 11.000 Gemeinden seit der Wiedervereinigung rechts gewählt wurde.